Homeoffice hält sich auch ohne Pflicht
ast Frankfurt
Die Coronavirus-Pandemie wirkt am deutschen Arbeitsmarkt nach. Auch nach dem Ende der Pflicht für die Arbeitgeber, ihren Angestellten die Arbeit von zu Hause zu ermöglichen, bleiben die Homeoffice-Zahlen stabil. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel durch die Abwanderung von Arbeitskräften aus den von Corona-Einschränkungen besonders betroffenen Branchen in andere Wirtschaftszweige. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte nun eine „Chancenkarte“ an, um die Zuwanderung zu erleichtern.
Im August lag der Anteil der Arbeitnehmer, die zumindest teilweise von zu Hause arbeiten, laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts bei 24,5%. Das sind nur 0,4 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung im April. Zu Beginn der Pandemie im April 2020 hatte offiziellen Daten zufolge mehr als jeder zweite Beschäftigte das Angebot angenommen.
„Die Pflicht zum Homeoffice ist im März ausgelaufen, die Nutzung ist seitdem jedoch nur minimal gesunken“, sagte Jean-Victor Alipour vom Ifo-Institut. Das Festhalten am Homeoffice erklären viele Unternehmen unter anderem mit den Wünschen der Arbeitnehmer.
Punktesystem soll kommen
Betriebe tun sich immer schwerer, geeignetes Personal zu finden. Ökonomen berechneten zuletzt den Bedarf eines Wanderungssaldos von 400000 Personen pro Jahr, um die in Rente gehenden Babyboomer-Jahrgänge zu ersetzen. Heil will Deutschland als Zuwanderungsland nun attraktiver machen. „Wir führen eine Chancenkarte mit einem transparenten Punktesystem ein, damit Menschen, die unser Land braucht, einfacher zu uns kommen können“, sagte er der Zeitung „Bild am Sonntag“. Die Ampel-Koalition werde dazu im Herbst ein neues Einwanderungsgesetz vorlegen. Geplant ist ein System nach kanadischem Vorbild. Vier Kriterien sollen dafür zählen: der ausländische Abschluss, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, ein Voraufenthalt in Deutschland und ein Alter von unter 35 Jahren. Wer drei dieser Kriterien erfüllt, soll die „Chancenkarte“ erhalten.