IG Metall will Digitalisierung sozialpolitisch kanalisieren

Strukturwandel soll aber nicht behindert werden

IG Metall will Digitalisierung sozialpolitisch kanalisieren

lz Frankfurt – Die IG Metall will die zunehmende Digitalisierung der deutschen Wirtschaft so beeinflussen, dass die Folgen für den Arbeitsmarkt aus ihrer Sicht tragbar sind und die sozialen Errungenschaften der heimischen Wirtschaftsordnung nicht verloren gehen. Das kündigten IG-Metall-Chef Detlef Wetzel und sein derzeitiger Vize und designierte Nachfolger Jörg Hofmann an.Der Strukturwandel soll dabei in keinster Weise behindert werden. Vielmehr müsse man Wege finden, um auch in der digitalen Gesellschaft ein “neues Normalarbeitsverhältnis” zu verankern, das eine ununterbrochene Erwerbsbiografie ermögliche, betont Hofmann. Auch in digitalen Gesellschaften sollte dieses die “arbeitsmarktpolitische Norm” darstellen, dass sichere Jobs bei ausreichendem Einkommen für alle ermöglicht und nicht Millionen in den Niedriglohnsektor und prekäre Beschäftigung abgedrängt werden. Wetzel: “Wir haben keine Alternative!”Die IG Metall sorgt sich vor allem um die zunehmende “Verflüssigung” der Arbeitsverhältnisse durch digitale Technologien. Die Jobs werden entgrenzt und zunehmend ausgelagert in selbständige Einheiten. Vielfach werden Arbeiten weltweit ausgeschrieben. Darauf können sich dann Anbieter etwa von Programmierarbeiten melden und ein Gebot abgeben (“Click-Worker”). Das aber untergräbt das deutsche Sozialversicherungssystem, das auf einem hohen Anteil von festen Arbeitsverhältnissen basiert und bei weiterer Auszehrung zusammenbrechen könnte. Die digitale Entwicklung lässt aber in immer mehr Bereichen eines Betriebs Auftragsbörsen zu.Die Arbeitswelt verändere sich, so Hofmann, und darauf müsse auch die Politik reagieren. Sie müsse dafür sorgen, dass die ethischen und moralischen Werte unserer Gesellschaft, ihr Gesetze und Schutzfunktionen auch in den neuen Strukturen gesichert und erhalten werden. “Es gibt keinen Grund, diese Werte aufzugeben, wenn sich die Welt ändert”, betont Hofmann und wendet sich damit auch gegen Bestrebungen aus dem Arbeitgeberlager, die Entwicklungen zunächst einmal laufen zu lassen, um sie nicht zu behindern. Hofmann forderte die Politik “als Hüter der Sozialstaatlichkeit” etwa auf, für eine bessere Tarifbindung bei Dienstleistungstätigkeiten zu sorgen.—– Bericht Seite 13