Mehr europäische Zusammenarbeit

EZB-Ratsmitglied appelliert an Europa

EZB-Ratsmitglied François Villeroy de Galhau hält Fortschritte bei der Bankenunion und im Binnenmarkt für essentiell, damit Europa seine drängendsten Herausforderungen lösen kann.

EZB-Ratsmitglied appelliert an Europa

EZB-Ratsmitglied appelliert
an Europa

Fortschritte bei Binnenmarkt und Bankenunion nötig

mpi Frankfurt

Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau fordert die EU-Staaten zu mehr Zusammenarbeit auf. „Europa steht vor großen Herausforderungen", sagte das EZB-Ratsmitglied am Dienstagabend bei einem Gastvortrag an der Frankfurt School of Finance & Management. Geopolitische Krisen wie der Krieg in der Ukraine, das schwindende Vertrauen der europäischen Bevölkerung in die Demokratie und eine derzeit schwächelnde Euro-Wirtschaft seien Probleme für Europa.

„Nur gemeinsam kommen wir aus der Krise", sagte Villeroy de Galhau. Wichtig seien deshalb Fortschritte beim europäischen Binnenmarkt und der Bankenunion. Die EU-Staaten dürften sich bei der Gestaltung von Subventionen und Steuern nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Für die Finanzierung der grünen Transformation der Wirtschaft hält das EZB-Ratsmitglied die Vollendung der Bankenunion für essenziell. „Wir brauchen die Bankenunion, um finanzielle Mittel der Privatwirtschaft grenzüberschreitend dorthin zu verteilen, wo Investitionen nötig sind." Nur mit staatlichen Geldern sei der Umbau der Wirtschaft nicht finanzierbar. Damit es für Investoren höhere Anreize gebe, um in nachhaltige Technologien und Unternehmen zu investieren, müsse der CO2-Preis steigen.

Rückstand bei künstlicher Intelligenz

Mehr gemeinsame europäische Anstrengungen brauche es auch beim Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI). „Europa muss die technologische Lücke zu den USA und China schließen", sagte er. KI müsse in Europa weiterentwickelt und reguliert werden, aber nicht bekämpft. Ein Problem sei, dass es in Europa zu wenig Venture Capital gebe. Dies bremse die Entwicklung von Innovationen ab. Ein anderer wichtiger Faktor für den Franzosen ist die Bildung. Hier habe Europa Nachholbedarf. Südeuropa, aber auch Frankreich, könnten von Nordeuropa lernen, wo das Bildungssystem besser liefe.

Optimistisch ist Villeroy de Galhau bei der Einführung des digitalen Euro. Dieser kombiniere die Vorteile aus zwei Welten. Er werde sicher und kostenlos wie die gedruckten Banknoten sein und technologisch innovativ wie die bereits vorhandenen digitalen Zahlungsmittel aus der Privatwirtschaft. Mit der Einführung rechnet er binnen fünf Jahren.

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