Konjunktur

In Spanien steigt die Arbeitslosigkeit wieder

Die Besserung am spanischen Arbeitsmarkt nach dem harten Einschnitt durch die Pandemie ist vorbei. Auch in Sachen Zeitarbeit und Mindestlohn gibt es neue Entwicklungen.

In Spanien steigt die Arbeitslosigkeit wieder

ths Madrid

Die Erholung am spanischen Arbeitsmarkt nach der Pandemie ist zum Erliegen gekommen. Im vierten Quartal 2022 stieg die Zahl der Arbeitslosen wie schon in den drei Monaten zuvor leicht an, wie die vierteljährliche Erhebung EPA des nationalen Statistikamtes INE am Donnerstag ergab. Die Erwerbslosenquote erhöhte sich zum Jahresende leicht auf 12,9%. Gleichzeitig verlangsamte sich der Rhythmus bei der Entstehung neuer Stellen.

Spanien hat nach den jüngsten Konjunkturdaten und laut Prognosen von Volkswirten keine Rezession zu befürchten. Doch scheint die hohe Inflation Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu haben. Denn von Oktober bis September wurden in der Industrie Jobs abgebaut, wie auch in Dienstleistungsbranchen mit höher qualifizierten Arbeitskräften. Das deutet nach Meinung von Experten auf eine vorsichtige Haltung der Unternehmen bei Investitionen hin.

Ein aussagekräftiger Gradmesser ist die Zahl der Beitragszahler der Sozialversicherung. Die ging im vierten Quartal 2022 gegenüber den drei Monaten zuvor zurück auf knapp 20,5 Millionen. Das ist aber weiter einer der besten Werte seit Ausbruch der Finanzkrise. Insgesamt zählte die Sozialversicherung Ende 2022 rund 280000 Beitragszahler mehr als im Vorjahreszeitraum. Das lag neben dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Gesamtjahr auch am Anstieg der erwerbstätigen Bevölkerung.

Mit dem Abschlussquartal lässt sich auch eine Bilanz des ersten kompletten Jahres ziehen, in dem die Arbeitsmarktreform der Linksregierung in Kraft war. Das Ziel, den traditionell hohen Anteil von Zeitarbeit zu reduzieren, wurde bislang erreicht. Der Anteil der Zeitarbeit sank im vierten Quartal auf einen Tiefstand von 17,9%. Früher war fast jeder dritte Arbeitnehmer befristet beschäftigt, was an den stark saisonabhängigen Branchen wie dem Tourismus, dem Bau und der Landwirtschaft lag, aber auch am Missbrauch der Zeitverträge von vielen Unternehmen und auch im öffentlichen Dienst. Die Reform fördert die unbefristeten Verträge. Das Arbeitsministerium in Madrid sprach von einem „strukturellen Wandel“ im Arbeitsmarkt.

Vor dem Hintergrund der wieder steigenden Arbeitslosigkeit und der hohen Preise streiten Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände um die Löhne. Der gesetzliche Mindestlohn soll von derzeit 1000 Euro in 14 Monatszahlungen angehoben werden. Außerdem fordern Gewerkschaften und Regierung deutliche Lohnerhöhungen in den Tarifverträgen aller Branchen.