Industrie ist weltweit bester Laune
ba Frankfurt
Die Industrie in den größten Volkswirtschaften der Welt zeigt sich im Mai in bester Laune. Das belegen die am Montag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes. Die Lockerungen von den Coronarestriktionen oder die Aussicht darauf sowie die zunehmenden Impffortschritte beflügeln die Stimmung und es gibt jede Menge Neuaufträge. Zugleich aber verschärft sich den Umfragen zufolge der Preisdruck, und die Lieferkettenproblematik dämpft weiterhin die Produktion.
Gemessen am Einkaufsmanagerindex (PMI) des Institute for Supply Management (ISM) hellte sich die Stimmung in der US-Industrie im Mai stärker als erwartet auf. Der Indikator kletterte zum Vormonat um 0,5 Zähler auf 61,2 Punkte. Ökonomen hatten mit 61,0 Punkten gerechnet. Das Barometer, das im März mit 64,7 Punkten den höchsten Stand seit Ende 1983 markiert hatte, liegt nun den zwölften Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der vom Analysehaus IHS Markit erhobene PMI kletterte um 1,6 Punkte auf ein neues Rekordhoch von 62,1 Zählern. Dabei legten die Neuaufträge so stark zu wie seit 14 Jahren nicht.
In China, der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hellte sich die Stimmung der kleinen und mittelgroßen Industrieunternehmen nur leicht auf: Der Caixin/Markit PMI legte um 0,1 auf 52,0 Punkte zu. Dies ist der höchste Stand seit Dezember. Der am Montag veröffentlichte Stimmungsindikator der Regierung für die großen und staatlich dominierten Industriebetriebe war um 0,1 auf 51,0 Punkte gefallen. Das Reich der Mitte hatte sich schneller als andere Länder aus der Coronakrise herausgearbeitet und ist mit den USA zusammen die Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft.
Davon profitiert insbesondere die stark exportorientierte deutsche Industrie, die aktuell aber schwer zu kämpfen hat. Der Markit-Umfrage zufolge meldeten im Mai fast 79% der hiesigen Hersteller längere Lieferzeiten und 90% – weit mehr als je zuvor in der 25-jährigen Umfragegeschichte – verbuchten höhere Einkaufspreise, wie Markit-Experte Phil Smith den PMI-Rückgang um 1,8 auf 64,4 Punkte kommentierte.
Der PMI für die Euro-Industrie kletterte um 0,3 auf 63,1 Punkte und verzeichnete damit den dritten Monat in Folge ein Rekordhoch. Ökonomen hatten die Bestätigung der Erstschätzung von 62,8 Zählern erwartet. Der PMI für Deutschland war dabei der einzige, der nachgab, während die PMIs für die Niederlande, Österreich, Italien und Irland Rekordwerte markierten. Die PMIs Griechenlands, Frankreichs und Spaniens erreichten mehrjährige Hochs.
Auch der britische PMI verzeichnete laut IHS Markit ein Rekordhoch bei 65,6 – nach zuvor 60,9 Punkten. Japans PMI gab dagegen um 0,6 auf 53,0 Zähler nach.