Industriegewinne brechen ein
nh
Zu den Hiobsbotschaften über Chinas Konjunktureinbruch in diesem Frühjahr hat sich eine weitere hinzugesellt. Nun machen auch die Industriegewinne im Reich der Mitte, denen herkömmliche Konjunkturermüdungserscheinungen sonst wenig anhaben können, schlapp. Am Freitag eingelaufene Daten des Pekinger Statistikbüros weisen für den Aprilmonat einen Rückgang der Profite im Industriesektor um 8,5% gegenüber Vorjahresmonat aus. Das ist für chinesische Verhältnisse ein sehr herber Absturz. Im März, als es um Chinas Konjunktur zwar nicht sonderlich rosig bestellt war, hatten die Industriegewinne noch um gut 13% zugelegt und die fast zweijährige Serie von zweistelligen Zuwächsen auf Jahresbasis brav fortgesetzt. Nun aber zeigt der harte Lockdown in Schanghai seine verheerende überregionale Ausstrahlung, der sich weder die großen Staatskonzerne noch der private Mittelstand entziehen können.
Ein Sprecher des Statistikamtes sprach am Freitag von einem offensichtlichen kurzfristigen Druck, der auf Chinas Industriesektor lastet und auf Corona-Effekte zurückzuführen sei. Die Frage ist nun allerdings, ob es sich wirklich um ein kurzfristiges Phänomen handelt.
Aller Voraussicht nach dürften die Industriegewinne im Mai noch wesentlich kräftiger fallen, weil die Lockdown-Effekte über die Lieferkettenschiene immer mehr auch in den Regionen weitab von Schanghai und Peking aufschlagen. Dort wird die Industrieproduktion zwar nicht von lokalen Corona-Restriktionen gebremst, wohl aber von Lieferengpässen und wegbrechenden Absatzmärkten.