Industriestimmung auf Dreijahreshoch
ba Frankfurt
Die Industrieunternehmen im Euroraum sind trotz der anhaltenden Restriktionen im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie so zuversichtlich wie seit drei Jahren nicht mehr. Laut den endgültigen Umfrageergebnissen von IHS Markit ist der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) im Februar um 3,1 auf 57,9 Punkte gestiegen. In einer Erstschätzung war ein Stand von 57,7 Zählern ermittelt worden. Damit liegt das Barometer das achte Mal in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern, was für wirtschaftliche Expansion spricht. Die Stimmungsaufhellung war dabei breit basiert – sämtliche von der Umfrage erfassten Industriebereiche wuchsen laut IHS Markit im Februar, und allein mit der Ausnahme Griechenlands legten die Industrie-PMI auch in allen betrachteten Ländern zu (siehe Grafik).
„Die Industrie entwickelt sich seit Jahresbeginn immer mehr zum Lichtblick der Eurozone-Konjunktur“, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. So sei der PMI im Februar auf ein Dreijahreshoch gestiegen und notiere „auf einem Niveau, das in der über zwanzigjährigen Umfragegeschichte nur selten übertroffen wurde – namentlich während der Dotcom-Bubble, dem Aufschwung im Nachgang der globalen Finanzkrise sowie 2017 bis 2018“, betonte Williamson. Die Unternehmen würden wegen der Hoffnung auf einen Post-Corona-Aufschwung und steigenden Konsum von der boomenden Inlands- und Exportnachfrage profitieren. Allerdings schaffe der Boom sich auch Nachteile, erklärte Williamson: Lieferverzögerungen und Materialengpässe seien an der Tagesordnung, wodurch auch die Einkaufspreise so stark gestiegen seien wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr. Dies wiederum ist ein Hinweis auf höhere Verbraucherpreise in den nächsten Monaten.
Bereits seit längerem hilft das solide Wachstum des Industriesektors, die anhaltende Schwäche in vielen konsumorientierten Branchen wettzumachen und damit das Tempo der Rezession in etlichen Ländern einzudämmen. Unter den Euro-Ländern verzeichnete laut IHS Markit Österreich das stärkste Wachstum seit drei Jahren, Italien und Frankreich die höchste Steigerungsrate seit Anfang 2018. Ebenfalls gestern veröffentlichten Daten des Statistikamts Istat zufolge ist Italiens Wirtschaft 2020 wegen der Coronakrise um 8,9% eingebrochen. Die Wertschöpfung sei dabei in allen Wirtschaftsbereichen gesunken. Das Staatsdefizit liegt bei –9,5% nach –1,6% im Jahr 2019. Die Regierung hatte mit einem Minus von 10,8% gerechnet.