Wirtschaft verliert Dynamik

Inflation in der Türkei geht deutlich zurück

Die Inflation lässt in der Türkei deutlich nach. Bis zum Zielwert ist es jedoch noch ein sehr langer Weg. Der IWF rät der Regierung daher zu einem Kurswechsel in der Fiskalpolitik.

Inflation in der Türkei geht deutlich zurück

Inflation in der Türkei geht deutlich zurück

Teuerung bei 52 Prozent – IWF rät zu strafferer Fiskalpolitik

mpi Frankfurt

Die türkische Inflationsrate fällt im August deutlich, liegt aber weiterhin oberhalb des Leitzinses der Notenbank. Die Verbraucherpreise legten nach Zahlen des Statistikamts Turkstat im Jahresvergleich um 52% zu, nach 61,8% im Juli. Die Monatsrate fällt von 3,2% im Juli auf 2,5% im August.

Die Notenbank hat sich das Ziel gesetzt, die Jahresrate bis zum Ende 2024 auf 38% zu drücken. Ende 2025 soll die Teuerung dann bei 14% liegen. Das wäre immer noch deutlich mehr als das Inflationsziel der Notenbanker von 5%. Da die Währungshüter deutliche Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung prognostizieren, haben sie zuletzt eine Zinspause eingelegt. Nach einer Reihe von Zinserhöhungen liegt der Leitzins inzwischen bei 50%, womit der Realzins in der Türkei aktuell aber noch negativ ist.

Inflation dürfte weiter nachlassen

Ökonomen sind etwas pessimistischer als die Notenbank. Sie rechnen im Schnitt damit, dass die Inflation Ende des Jahres noch über 40% liegen wird. Das Wirtschaftswachstum müsse sich noch stärker verlangsamen, damit die Disinflation das von der Notenbank gewünschte Tempo erhält. Im zweiten Quartal war die türkische Wirtschaft im Jahresvergleich um 2,5% gewachsen. Das ist deutlich weniger als zu Jahresbeginn. Für das erste Quartal revidierten die Statistiker das Wachstum am Montag von 5,7 auf 5,3%.

„Der Abwärtstrend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, da die verzögerten Auswirkungen der geldpolitischen Straffung auf die Kreditvergabe und die Inlandsnachfrage sowie die anhaltende reale Aufwertung der Lira den zugrunde liegenden Inflationstrend für den Rest dieses Jahres auf einem Abwärtstrend halten werden“, meint Muhammet Mercan, Chefökonom für die Türkei bei der ING.

IWF rät zu strafferer Fiskalpolitik

Um die Inflation noch stärker zu senken, rät der Internationale Währungsfonds (IWF) der Regierung, die Fiskalpolitik zu straffen. „Die Finanz-, Währungs- und Einkommenspolitik müssen alle zusammenarbeiten“, schreibt der IWF im Länderbericht Türkei. „Während eine strengere Fiskalpolitik kurzfristige Wachstumskosten mit sich bringen würde, dürfte ein rascher Inflationsrückgang nachhaltiger sein und das mittelfristige Wachstum und die Finanzstabilität stärken.“

Wichtig wird für die Notenbank zudem, die Inflationserwartungen der Verbraucher und Unternehmer zu senken. Diese glauben nach Jahren der sehr hohen Inflation nicht, dass die Teuerung in den kommenden zwölf Monaten sinkt. Die hohen Inflationserwartungen sind laut der Notenbank ein Aufwärtsrisiko für die Teuerung im Land.

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