Vielfältige Ursachen

Inflation macht kräftigen Satz nach oben

Die Inflation in Deutschland zieht zum Jahreswechsel nach einer Erstschätzung deutlich stärker an als erwartet. Ob sich der Inflationsausblick wesentlich ändert, werden die endgültigen Daten Mitte Januar zeigen. So oder so dürfte die Wahrscheinlichkeit einer großen Zinssenkung gesunken sein.

Inflation macht kräftigen Satz nach oben

Inflation macht kräftigen Satz nach oben

Teuerung zieht nach europäischer Berechnung auf 2,8 Prozent an – Höhere Zunahme als erwartet

Die Inflation in Deutschland zieht zum Jahreswechsel nach einer Erstschätzung deutlich stärker an als erwartet. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ob sich der Inflationsausblick wesentlich ändert, werden die endgültigen Daten Mitte Januar zeigen. So oder so dürfte die Wahrscheinlichkeit einer großen Zinssenkung gesunken sein.

mpi Frankfurt

Der Inflationsdruck in Deutschland nimmt zu. Im Dezember kletterten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,8%, nach 2,4% im Monat zuvor. Dies geht aus einer Erstschätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Ökonomen hatten zwar aufgrund statistischer Basiseffekte mit einem Anstieg gerechnet, aber nicht in diesem Umfang. Die Medianprognose lag lediglich bei 2,6%.

Das sind keine guten Vorboten für die Inflationszahlen der Eurozone. Die Statistikbehörde Eurostat verkündet am Dienstag ihre Erstschätzung zur Preisentwicklung in der Währungsgemeinschaft. Der deutliche Anstieg in der größten Volkswirtschaft im Euroraum könnte dazu führen, dass die Verbraucherpreise auch in der gesamten Staatengemeinschaft stärker gestiegen sind als erwartet.

Neue Methode

Ein Grund für den Inflationsanstieg in Deutschland sind die höheren Energiekosten. Hier nehmen wie erwartet die deflationären Effekte auf die Jahresrate immer weiter ab. Ein weiterer Treiber ist die Dienstleitungsinflation, die zum Jahreswechsel von einem ohnehin schon hohen Niveau aus noch weiter gestiegen ist. Hier notieren die Statistiker nun eine Jahresrate von 4,1%. Die hohe Inflation in diesem Bereich führt dazu, dass auch die Kerninflation zugelegt hat. Der Index ohne die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise legte um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1% zu. Er gilt als guter Gradmesser für den Inflationsdruck.

Eine weitere Ursache für den kräftigen Inflationsanstieg könnte in einer zum Jahreswechsel von Destatis geänderten Methodik zur Inflationsberechnung liegen. Details dazu geben die Statistiker allerdings erst am 16. Januar zusammen mit den endgültigen Inflationsdaten für Dezember bekannt.

Keine Entspannung im Januar

„Die Schnellschätzung der deutschen Inflation für Dezember deutet darauf hin, dass die Sommerfeierlichkeiten über die erfolgreiche Überwindung des Inflationsmonsters verfrüht waren“, sagt ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Ähnlich beurteilt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, die Lage. „Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst.“

Im Januar dürften mehrere Sondereffekte erneut zu einer kräftigen Inflation in Deutschland führen. Allein die Preiserhöhung für das Deutschlandticket der Bahn von 49 auf 58 Euro könnte die Inflationsrate um 0,1 Prozentpunkte erhöhen. Zudem gilt seit dem Jahreswechsel eine Erhöhung des CO2-Preises für Verkehr und Wärme von 45 auf 55 Euro je Tonne. Das könnte die Inflationsrate ebenso wie die gestiegenen Preise bei vielen Versicherungen um jeweils weitere 0,1 Prozentpunkte klettern lassen.

EZB vor weiteren Zinssenkungen

Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Inflation nach Einschätzung der meisten Ökonomen wieder sinken. Die EZB geht davon aus, dass sich die Teuerung für die gesamte Währungszone 2025 beim Zielwert von 2% stabilisiert. Brzeski ist etwas pessimistischer und erwartet einen Wert zwischen 2 und 2,5%.

Die Europäische Zentralbank wird durch den überraschend kräftigen Inflationsanstieg im Dezember nicht von einer weiteren Zinssenkung Ende Januar Abstand nehmen. Allerdings dürfte die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt um 50 Basispunkte gesunken sein. „Das EZB-Ziel wird deutlich verfehlt und so dürften die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Europäischen Zentralbank keine neue Nahrung bekommen“, sagt Ralf Umlauf, Ökonom bei der Helaba. „Zumal eine Senkung um 25 Basispunkte bei der nächsten Ratssitzung im Januar bereits vollständig eingepreist ist.“


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