Deutsche Teuerung

Inflation wieder auf dem Rückzug

Der Preisdruck in Deutschland lässt etwas nach und lag im Juni wieder bei 2,2%. Die Entwicklung im Mai hatte das Abschmelzen der Preise kurz unterbrochen. Als besonders zäh erweist sich indessen die Teuerung bei den Dienstleistern.

Inflation wieder auf dem Rückzug

Inflation in Deutschland
wieder auf dem Rückzug

Preisdruck bei Dienstleistern bleibt aber hoch

lz Frankfurt

Die Inflation in Deutschland ist wieder auf dem Rückzug. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni durchschnittlich mit 2,2% nicht mehr so stark wie im Mai mit 2,4%, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten nur mit einem Rückgang auf 2,3% gerechnet. Im Mai hatte die Teuerungsrate erstmals in diesem Jahr zugelegt, nachdem sie im März und April mit je 2,2% das niedrigste Niveau seit drei Jahren erreicht hatte.

Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie (Kerninflation), auf die vor allem die Notenbank blickt, verringerte sich um einen Zehntelpunkt auf 2,9%. Thomas Gitzel von der VP Bank verweist darauf, dass dieser Wert noch nicht im Zielband der EZB liegt. Zumal sich auch die Preissteigerungen im Dienstleistungssektor als überraschend hartnäckig herausstellen. Sie legten im Mai nochmal zu − von 3,4 auf 3,9% − und verharren nun im Juni auf diesem Niveau. Arbeitsintensive Dienstleistungen verhindern mit überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen ein schnelles und nachhaltiges Erreichen des Inflationsziels, warnt denn auch KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Insgesamt bleibt der Inflationstrend laut dem Ökonomen Robert Greil von der Privatbank Merck Finck hierzulande wie auch im Euroraum gleichwohl abwärtsgerichtet, was der EZB im Jahresverlauf weiteren Spielraum für Leitzinssenkungen geben sollte. Auch Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen geht davon aus, dass die Gesamt-Teuerungsrate „in den kommenden Monaten zeitweise auf 2% fallen“ könnte. Allerdings dürfte sich die Kernteuerungsrate gleichzeitig nahe ihrem aktuellen Niveau und damit deutlich über dem EZB-Ziel stabilisieren „und damit zeigen, dass das Inflationsproblem noch nicht gelöst ist“. Interessant wird es der Deka zufolge dann im Herbst, wenn einige entlastende Faktoren abklingen und die Inflation wieder anziehen könnte.

Zwei-Prozent-Marke in Sicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den 20 Staaten umfassenden Euroraum eine Teuerungsrate von 2% an. Laut dem Ifo-Institut könnte diese Marke – zumindest in Deutschland – bereits im Sommer unterschritten werden: „Die Inflationsrate sollte ihren Rückgang langsam fortsetzen und im August erstmals seit März 2021 unter die 2-Prozent-Marke sinken“, prognostiziert Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Dafür spricht auch, dass dem Ifo zufolge in der Industrie und in konsumnahen Bereichen im Juni bereits etwas weniger Unternehmen als noch im Vormonat Preiserhöhungen geplant haben.

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