Inflationsdruck in den USA verstärkt sich
det Washington
Am bevorzugten Inflationsmaß der US-Notenbank gemessen hat sich der Preisauftrieb in den USA im Juni weiter beschleunigt. Wie das Handelsministerium berichtete, stieg der PCE-Preisindex auf Jahressicht um 6,8%. In den beiden vorangegangenen Monaten hatte das Ministerium ein Plus von 6,3% gemessen. Bedenklich ist nach Ansicht von Experten der Vergleich zum Vormonat. So war der Preisanstieg um 1,0% der stärkste seit mehr als 41 Jahren. Die Kernrate, die Energie- und Lebensmittelkosten ausklammert, legte um 4,8% zu.
Mit Blick auf die wachsende Rezessionsangst in den USA ließ hingegen die Entwicklung der Konsumausgaben leichten Optimismus aufkommen. Diese kletterten trotz der hohen Inflation und sinkender Realeinkommen gegenüber Mai um 1,1% und übertrafen damit deutlich die Werte der beiden vorangegangenen Monate. Dass die Kauflaune der Verbraucher zurückgekehrt ist, könnte ein Zeichen stärkeren Wachstums in den kommenden Monaten sein, denn der Konsum macht fast 70% der US-Wirtschaftsleistung aus.
Aus der Sicht der Notenbank kommt den Zahlen deswegen Bedeutung zu, weil die Fed nach zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativen Wachstums nun eine umso schwierigere Gratwanderung zu meistern hat. Die Währungshüter müssen einerseits die hohe Inflation unter Kontrolle bekommen, gleichzeitig aber verhindern, dass höhere Zinsen das Wirtschaftswachstum weiter abwürgen. Nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass weitere Zinserhöhungen bevorstehen. Gleichwohl deutete er an, dass angesichts der Konjunkturschwäche ein langsameres Tempo bevorstehen könnte. Weitere Straffungen würden streng datenabhängig sein und Entscheidungen „von Sitzung zu Sitzung“ getroffen.
Unterdessen lieferte auch der vom Arbeitsministerium gemeldete Anstieg der Arbeitskosten einen weiteren Hinweis für anhaltenden Inflationsdruck. Demnach legten die Arbeitskosten im zweiten Quartal um 1,3% und im Juni auf Jahressicht um 5,1% zu – der stärkste Anstieg seit Anfang 2002. „Während sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt hat, haben die Löhne und Gehälter weiter zugelegt“, stellte Nick Bunker, Chefökonom beim Online-Arbeitsvermittler Indeed, fest.
Dass die hohe Inflation und die Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung auf den Konsumenten lasten, unterstreicht der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan. Dieser stieg im Juli zwar von einem historischen Tiefstwert um 3% auf 51,5 Zähler, gab aber im Vorjahresvergleich um 36,6% nach. Die Konjunkturaussichten für das kommende Jahr werden von Konsumenten so schlecht eingeschätzt wie zuletzt im Jahr 2009.