Konjunktur

Inflationsdruck in USA bleibt hoch

In den USA hat sich die Inflationsrate auf hohem Niveau festgesetzt. Konsumgüter verteuerten sich im Juli auf Jahressicht um 5,4%. Das erhöht den Druck auf Notenbankchef Jerome Powell.

Inflationsdruck in USA bleibt hoch

det Washington

Der Preisauftrieb in den USA verharrt auf hohem Niveau und wird sich nach Ansicht einer wachsenden Zahl von Ökonomen auch in den kommenden Monaten in deutlich höheren Inflationsraten niederschlagen. Wie das Arbeitsministerium berichtete, legten die Verbraucherpreise im Juli um 0,5% und im Vorjahresvergleich um 5,4% zu. Die Jahresrate des Consumer Price Index (CPI) blieb damit auf dem im Juni erreichten 13-Jahres-Hoch. Ohne Berücksichtigung von Energie und Lebensmitteln, die monatlich größeren Schwankungen unterliegen können, verteuerten sich Konsumgüter auf Monatssicht um 0,3% und gegenüber Juli 2020 um 4,3%. Damit hat die sogenannte Kerninflationsrate leicht nachgelassen.

Die Zahlen liegen zwar knapp unterhalb der Markterwartungen. Nach Ansicht von Analysten deutet aber nichts darauf hin, dass der Inflationsdruck in absehbarer Zeit nachlassen wird. Das erhöht auch den Druck auf die US-Notenbank Fed, ihre umfangreichen Anleihekäufe (Tapering) bald zurückzufahren.

Zum Anstieg der Gesamtrate trugen die Energiepreise maßgeblich bei, die im Vorjahresvergleich um fast 24% kletterten. Eine deutliche Zunahme wurde auch bei Transportkosten sowie Neu- und vor allem Gebrauchtwagen gemessen. Für die höheren Autopreise wird insbesondere die globale Halbleiterknappheit verantwortlich gemacht. Ein weiteres Indiz für wachsenden Preisdruck lieferte die Federal Reserve Bank von Atlanta. Deren Sammelindex zu den Inflationserwartungen der Unternehmen für das kommende Jahr stieg im August von 2,8 auf 3,0%.

Powell bleibt auf Kurs

Notenbankchef Jerome Powell hat das Festhalten an der sehr lockeren Geldpolitik wiederholt damit begründet, dass Produktionsengpässe infolge der raschen Öffnung der Wirtschaft vorübergehend seien. Zu erwarten sei daher, dass sich die Preise mittelfristig auf einem Niveau einpendeln werden, das moderat über dem Inflationsziel der Fed von 2% liegt, gibt sich Powell überzeugt.

Zwar gilt der Verbraucherpreisindex aus Sicht der Notenbank als sekundärer Inflationsindikator. Das bevorzugte Inflationsmaß der Fed ist der PCE-Index der persönlichen Konsumausgaben, den das Handelsministerium veröffentlicht. Auch dieser hat aber zuletzt kräftig zugelegt. Die Gesamtrate lag im Juni bei 4,0% und die Kernrate bei 3,5%. Dasselbe gilt für andere Daten, an denen sich der Inflationstrend ablesen lässt. Unter anderem stiegen im Juli die durchschnittlichen Stundenlöhne um 4,0%. Auch diese dürften angesichts von mehr als 10 Millionen unbesetzten Stellen weiter steigen.

Mittlerweile melden sich immer mehr Notenbanker zu Wort, die dafür plädieren, dass die Fed allmählich eine Straffung der Geldpolitik in Aussicht stellt. So sagte Powells Stellvertreter Richard Clarida, dass die Fed noch dieses Jahr einen Zeitplan für das Abschmelzen der Anleihekäufe ankündigen sollte. Auch würden „bis Ende 2022 die Voraussetzungen gegeben sein, um im Folgejahr den Zielkorridor für den Leitzins anzuheben“, sagte Clarida. Zudem wies Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, diese Woche darauf hin, dass die Preisentwicklung sich derzeit „durch erhebliche Turbulenzen auszeichnet, und diese müssen wir sehr genau im Auge behalten“.

Viele Ökonomen schätzen die Aussichten dramatischer ein als Powell, der ungeachtet hoher Inflationsraten gelassen bleibt. Robin Brooks, geschäftsführender Direktor und Chefvolkswirt beim Institute of International Finance (IIF), stellt fest, dass „in den USA die aggressive Preispolitik der Unternehmen einen globalen Einzelfall darstellt“. Störungen in den Lieferketten seien ausgeprägter als in anderen Ländern „und der Kontrast zwischen Output- und Inputpreisen entsprechend größer“, betont Brooks. Dies führe dazu, dass „der Preisdruck länger anhalten wird, als allgemein angenommen wird“. Ähnlich bewertet Tim Quinlan, Ökonom bei Wells Fargo, die Aussichten. Gerade in den USA zeichneten sich Verbraucher durch eine „höhere Akzeptanz steigender Preise aus“, so der Volkswirt.

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