Preisentwicklung

Inflationsdruck wird wieder stärker

Die Inflation ist in Deutschland im November auf den niedrigsten Stand seit Sommer 2021 gefallen. Mehrere Indikatoren deuten darauf hin, dass die Teuerung in den kommenden Monaten wieder deutlich anziehen wird.

Inflationsdruck wird wieder stärker

Inflationsdruck in Deutschland wieder stärker

Mehr Unternehmen planen Preiserhöhungen – Regierungsbeschlüsse verteuern Energie

mpi Frankfurt

Die Entwicklung der Erzeugerpreise im November und eine Umfrage des Ifo-Instituts zu den Preiserwartungen von Unternehmen deuten darauf hin, dass der Inflationsdruck in Deutschland in den kommenden Monaten wieder zunehmen wird. Zudem werden die Beschlüsse der Bundesregierung zum Haushalt 2024 laut einer Untersuchung der Commerzbank die Inflation zu Jahresbeginn ein gutes Stück nach oben treiben.

Die Preise gewerblicher Produkte nahmen im November im Jahresvergleich zwar um 7,9% ab, jedoch fällt der Rückgang damit zum zweiten Mal in Folge geringer aus als im Vormonat. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise legten die Erzeugerpreise im Jahresvergleich leicht um 0,3% zu. Die Preise gewerblicher Produkte sind ein Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Unternehmen geben geänderte Produktionskosten in der Regel zeitverzögert an ihre Kunden weiter.

Dienstleister planen Preiserhöhungen

Preistreiber waren im November Baustoffe wie Transportbeton ( 24,2%) und Zement ( 23,8%). Auch Möbel ( 4,3%), Maschinen ( 4,9%) sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile ( 3,7%) wurden teurer. Dagegen sanken die Energiepreise um 21,4%. Am stärksten fiel der Rückgang hier bei den Stromkosten aus. Die Strompreise waren über alle Abnehmergruppen betrachtet 30,8% niedriger.

Der Anteil der Firmen, die ihre Preise wieder anheben wollen, nimmt laut einer Umfrage des Ifo-Instituts wieder zu. Insbesondere im konsumnahen Dienstleistungssektor planen Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen. Dies liegt unter anderem an der Gastronomie, die aufgrund der zum Jahreswechsel wieder steigenden Mehrwertsteuer höhere Preise verlangen will. Doch auch im Einzelhandel planen Firmen vermehrt mit Preiserhöhungen.

Auch in der Industrie dürfte es laut der Umfrage zu Preissteigerungen kommen. Im Baugewerbe verlangsamt sich der Abwärtstrend bei den Preisen. „Damit dürfte der Rückgang der Inflationsraten vorerst ins Stocken geraten“, resümiert Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Umfrageergebnisse.

Anstieg ab Dezember

Ökonomen erwarten für Deutschland, aber auch für die gesamte Eurozone wegen Basiseffekten einen Anstieg der Inflationsrate zum Jahresende. Im November war die Teuerung in Deutschland nach harmonisierter europäischer Berechnungsmethode (HVPI) auf 2,3% gefallen, die der Eurozone auf 2,4%. Beides ist der niedrigste Stand seit Sommer 2021.

Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung, um die Lücke im Bundeshaushalt 2024 zu schließen, werden nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen die Inflationsrate in Deutschland zu Jahresbeginn ein gutes Stück erhöhen. „Bisher war davon auszugehen, dass die Teuerungsrate im Januar nach dem Wegfall dieses Basiseffekts wieder fallen würde“, sagt Solveen.

Regierungsbeschlüsse erhöhen Energiepreise

Nun rechnet er unter anderem aufgrund der zusätzlichen Erhöhung der CO2-Preise und des Wegfalls der Zuschüsse bei den Netzentgelten bei Strom damit, dass die Energiepreise im Januar „kräftig zulegen“ werden. Seinen Berechnungen zufolge erhöhen die Beschlüsse die Inflationsrate zum Jahresauftakt in nationaler Berechnung (VPI) um 0,7 Prozentpunkte.

Dabei sind in der Prognose nicht alle Beschlüsse der Regierung enthalten. „Kaum abzuschätzen – aber wahrscheinlich auch vernachlässigbar – sind die Inflations-Effekte der geplanten Plastikabgabe und der höheren Ticketsteuer“, sagt Solveen. Doch auch wenn diese wohl keine großen Auswirkungen haben werden, verstärken die Plastikabgabe und die höhere Steuer auf Flugtickets den Inflationsdruck zusätzlich.

Die direkten Effekte der Regierungsbeschlüsse werden laut Solveen im Jahresverlauf 2024 abnehmen. Die höheren Energiepreise könnten jedoch zeitverzögert zu steigenden Preisen bei anderen Gütern und Dienstleistungen führen. Der Effekt dürfte dazu beitragen, dass sich die Kernteuerungsrate 2024 „deutlich über dem 2%-Ziel der EZB stabilisieren wird“, so Solveen.