Zinsentscheid

Inflationserwartungen bereiten türkischer Notenbank Sorgen

Die türkische Notenbank hält den Leitzins den fünften Monat in Folge konstant bei 50%. Trotz negativen Realzins erwartet sie einen deutlichen Rückgang der Inflation bis zum Jahresende. Die Verbraucher in der Türkei zweifeln jedoch daran.

Inflationserwartungen bereiten türkischer Notenbank Sorgen

Inflationserwartungen bereiten türkischer Notenbank Sorgen

Währungshüter verlängern Zinspause

mpi Frankfurt

Die türkische Notenbank behält den Leitzins den fünften Monat in Folge bei 50%. Da die Inflation in der Türkei mit aktuell 62% zu den höchsten weltweit zählt, bleibt der Realzins in dem Land damit weiter negativ. Dennoch liebäugeln die Währungshüter inzwischen mehr mit einer Zinssenkung als mit einer Zinserhöhung.

Die Notenbank begründet dies mit ihrem Ausblick. „Die Entschlossenheit hinsichtlich einer restriktiven Geldpolitik wird den zugrunde liegenden Trend der monatlichen Inflation durch eine Abschwächung der Inlandsnachfrage, eine reale Aufwertung der türkischen Lira und eine Verbesserung der Inflationserwartungen dämpfen“, teilen die Währungshüter in ihrer Stellungnahme zum Zinsentscheid mit. „Folglich wird der Desinflationsprozess an Stärke gewinnen.“

Notenbank erwartet deutlichen Rückgang der Inflation

Die Notenbank geht davon aus, dass die Inflationsrate bis zum Jahresende auf 38% fällt und bis Ende 2025 auf 14%. Das Inflationsziel in der Türkei beträgt 5%. Finanzmarktteilnehmer sind etwas pessimistischer als die türkischen Währungshüter und prognostizieren für Ende 2024 eine Inflationsrate von 42%. Eine noch deutlich höhere Teuerung erwarten die Haushalte und Unternehmen in der Türkei. Die Firmen rechnen nur mit einem minimalen Rückgang auf 55% innerhalb der kommenden zwölf Monate. Dagegen prognostizieren die Verbraucher gar einen Anstieg auf 72%.

Die hohen Inflationserwartungen können für die Notenbank zum Problem werden. Ziehen die Haushalte größere Ausgaben nach Möglichkeit in Erwartung stark steigender Preise von der Zukunft in die Gegenwart vor, verstärken sie damit möglicherweise die Inflation. So können hohe Inflationserwartungen zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.

Wirtschaft schwächelt

Die Notenbank hat die Inflationserwartungen daher fest im Blick. „Die Ausrichtung der Inflationserwartungen und des Preisverhaltens an den Prognosen hat für den Desinflationsprozess an relativer Bedeutung gewonnen“, heißt es im Statement. „Dies impliziert, dass die Notenbank weiterhin sensibel auf die Glaubwürdigkeitslücke reagiert“, sagt Muhammet Mercan, Chefökonom für die Türkei der ING. Die hohe Inflation hat das Image der Notenbank beschädigt.

Die Währungshüter verweisen in ihrer Stellungnahme zudem auf eine schwächelnde türkische Wirtschaft, was den Inflationsdruck senken sollte. „Unternehmen kämpfen mit einer geringen externen Nachfrage, hoher Konkurrenz und steigenden Lohnkosten“, sagt Yulia di Mambro, Director of Emerging Markets Corporate Research bei Federated Hermes.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.