Insolvenzen in Deutschland weiter rückläufig
ba Frankfurt
Der Ukraine-Krieg und die anhaltend hohen Coronazahlen haben zwar die wirtschaftliche Unsicherheit kräftig erhöht, in den Zahlen zu Unternehmensinsolvenzen und Betriebsgründungen spiegelt sich dies aber noch nicht wider. Experten warnen allerdings, die rückläufigen Firmenpleiten fortzuschreiben.
Insolvenzen seien ein nachgelagerter Effekt, betonte der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Mit dem Andauern des Krieges sowie den starken Energiepreissteigerungen würden wirtschaftliche Folgen künftig auch für deutsche Unternehmen spürbarer werden. Es gebe einen gestiegenen Beratungsbedarf bei Firmen mit erhöhtem Energieverbrauch: „Die Nervosität ist spürbar“, sagte der VID-Vorsitzende Christoph Niering. „Die Investoren- und die Bankenseite sind gerade bei diesen Unternehmen zunehmend zurückhaltender.“ Das derzeit beobachtbare Auf und Ab der vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Zahlen liege bisher im Bereich der üblichen saisonalen Schwankungen, sagte Niering.
Laut Destatis ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im April um 20,8% zum Vormonat gesunken. Im März hatten die Statistiker einen Anstieg von 27,0% verzeichnet. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren gibt frühe Hinweise auf die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Endgültige Ergebnisse liegen bis zum Berichtsmonat Februar vor. Seinerzeit meldeten die deutschen Amtsgerichte 1132 beantragte Unternehmensinsolvenzen, das ist ein Minus von 5,3% zum Vorjahr. Die Insolvenzzahlen waren im Verlauf der Corona-Pandemie durch gesetzliche Sonderregelungen und Wirtschaftshilfen zeitweise deutlich zurückgegangen. Seit Mai 2021 sind keine Sonderregeln wegen der Corona-Pandemie mehr in Kraft.
Auch der IWH-Insolvenztrend zeigt für April eine Stabilisierung der Zahlen an: Die 763 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften entsprächen der Fallzahl vom März sowie dem April 2021, teilte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit. Auch für die kommenden beiden Monate ließen die Frühindikatoren laut IWH keine starken Veränderungen bei den Insolvenzzahlen erwarten.
Unterdessen sind im ersten Quartal in Deutschland mehr Unternehmen gegründet worden. Laut Destatis gibt es 35000 neue Betriebe, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Dies sind 2,7% mehr als im noch von der Coronakrise geprägten Vorjahresquartal. Mit Blick auf den Startabschnitt 2019 hat sich die Zahl der Gründungen um 0,5% erhöht. Allerdings berichten die Wiesbadener Statistiker auch über mehr vollständige Gewerbeaufgaben. Diese stiegen im Jahresvergleich um 6,2%. Das Minus von 12,6% zum ersten Quartal 2019 erklärt Destatis mit den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in der Coronakrise, die die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für Gewerbetreibende mildern und Gewerbeaufgaben verhindern sollten.