Leitzins

Invesco: Einen guten Grund für negative Zinsen gibt es nicht

Der City-Veteran John Greenwood hofft, dass die Bank of England ihren Leitzins nicht unter die Nulllinie drücken wird. Er sieht dafür angesichts des Geldmengenwachstums keine Notwenigkeit und rechnet mit einem kräftigen Aufschwung, wenn die Pandemie erst überwunden ist. Ein unabhängiges Schottland wäre ohne die jährlichen Zuschüsse aus London zu harten Anpassungsmaßnahmen gezwungen

Invesco: Einen guten Grund für negative Zinsen gibt es nicht

hip London

– Der Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Invesco hat die Bank of England davor gewarnt, ihren Leitzins mit einem Minuszeichen zu versehen. „Das wäre ein gravierender Fehler“, sagt John Greenwood im Interview der Börsen-Zeitung. „In Großbritannien wächst die Geldmenge M4x mit einer Jahresrate von 13% bis 14%, was zu einem kräftigen Aufschwung führen sollte, wenn die Pandemie erst einmal überwunden ist. Damit wird also gar keine Notwendigkeit für Minuszinsen bestehen.“ Einen guten Grund für negative Zinsen gebe es also nicht. „Für den Finanzsektor wäre das eine Katastrophe – wie man an den schwindenden Nettozinsmargen kleinerer Banken und anderer Finanzinstitute in Deutschland und Japan sieht“, argumentiert der City-Veteran, der seit 1974 für Invesco als Chefökonom tätig ist; zunächst in Hongkong, später in San Francisco und nun in London. Größere Banken könnten auf der Basis von zinsunabhängigen Erträgen überleben, kleinere jedoch nicht. Ganz allgemein gehe es bei der Geldpolitik im Übrigen gar nicht um Zinsen, sondern um das Wachstum der breiten Geldmenge. „Bis die geldpolitischen Entscheider diesen ökonomischen Grundsatz verinnerlicht haben, werden die Sparer in der Eurozone weiter von ihnen bestraft“, sagt Greenwood.

Zu den schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen, die während der Coronavirus-Pandemie an Intensität gewonnen haben, äußert er sich skeptisch. Theoretisch könne jede Region einen Alleingang wagen, aber in den ersten Jahren der Unabhängigkeit brauche es dafür eine hohe Haushalts- und Finanzdisziplin. Die amtierende schottische Regierung favorisiere jedoch hohe Steuern, Sozial- und Staatsausgaben. „Ohne die jährlichen Zuschüsse aus London käme Schottland um einige harte Anpassungen nicht herum“, sagt Greenwood. Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Börsen-Zeitung.