DIE SCHWIERIGE SUCHE NACH REFORMEN IM WELTHANDEL

IWF-Chefin Lagarde warnt vor "Schiffbruch"

Fonds: Handelsstreit belastet Weltwirtschaft

IWF-Chefin Lagarde warnt vor "Schiffbruch"

ms Frankfurt – Wenige Tage vor der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank hat IWF-Chefin Christine Lagarde alle Entscheidungsträger eindringlich vor einer weiteren Eskalation der globalen Handelsstreitigkeiten gewarnt. Sie betonte zudem, dass die Konflikte bereits jetzt negative Folgen für die Weltwirtschaft hätten – wie sich auch in den neuen Prognosen des IWF zeigen werde.Wenn die Konflikte anhalten oder sich gar weiter verschärfen sollten, drohe ein wirtschaftlicher “Schiffbruch”, sagte Lagarde gestern bei ihrer traditionellen Ausblicksrede auf die IWF-Tagung. Schon die inzwischen beschlossenen neuen Barrieren würden nicht nur den Handel, sondern auch die Investitionen und die Produktion schädigen. Dass sich der Ausblick eingetrübt habe, werde sich auch in den neuen Prognosen des Fonds widerspiegeln. Finanzelite trifft sich auf BaliDie globalen Handelsstreitigkeiten und die wirtschaftlichen Folgen dürften ein zentrales Thema bei der IWF-Jahrestagung sein. Die Finanzminister und Notenbankchefs der 189 IWF-Mitgliedsländer treffen sich kommende Woche auf der indonesischen Insel Bali. Zeitgleich trifft sich auf Bali die globale Finanzelite zur Jahrestagung des Weltfinanzverbands IIF. Die diesjährige IWF-Tagung kommt wenige Tage, nachdem der Handelsstreit zwischen den USA und China als den beiden weltgrößten Volkswirtschaften eine neue Eskalationsstufe erreicht hat. US-Präsident Donald Trump hatte neue Sonderzölle auf China-Importe im Wert von weiteren 200 Mrd. Dollar avisiert. Das Handelsministerium in Peking kündigte Vergeltung an. Der Chef der Welthandelsorganisation WTO, Roberto Azevedo, warnte davor, dass ein ausgewachsener Handelskrieg weltweit den Handel um 17 % und das globale Wachstum um 1,9 % einbrechen lassen könnte. Auch Lagarde zeigte sich nun besorgt. Sie betonte zwar, dass das globale Wachstum immer noch das höchste seit 2011 sei. Seit der letzten Lageeinschätzung des Fonds im Juli hätten sich die Aussichten aber eingetrübt: “Der Ausblick ist seitdem weniger hell geworden.” Einige der Risiken, vor denen der IWF im Laufe des vergangenen Jahres gewarnt habe, hätten sich nun materialisiert – nicht zuletzt beim Handel.Im Juli hatte der IWF für die Weltwirtschaft für dieses und nächstes Jahr jeweils 3,9 % Wachstum vorausgesetzt. Lagardes Worte deuten nun an, dass die Prognosen im neuen IWF-Weltwirtschaftsausblick etwas niedriger ausfallen könnten. Der IWF legt diesen kommende Woche vor. Zuletzt hatte bereits die Industrieländerorganisation OECD ihre Prognosen leicht heruntergenommen.Lagarde mahnte, nun müssten alle Seiten zusammenarbeiten, um die Handelsstreitigkeiten “zu deeskalieren und zu lösen”. Dazu brauche es auch Reformen im Welthandelssystem (siehe auch Bericht unten). “Wir müssen das System reparieren, nicht zerstören”, sagte Lagarde.Für große Sorgen beim IWF sorgt neben dem Handelsstreit die globale Verschuldung. Lagarde sagte, dass laut neuen IWF-Schätzungen die Verschuldung weltweit – öffentlich und privat – inzwischen 182 Bill. Dollar betrage. Die Verschuldung habe damit ein Allzeithoch erreicht und sie liege fast 60 % oberhalb des Niveaus von 2007, vor Ausbruch der Weltfinanzkrise. “Hohe Schuldenlasten könnten den Druck auf den Finanzmärkten verstärken”, sagte Lagarde. Zugleich besäßen laut einer IWF-Analyse 31 untersuchte Staaten aber auch hohe Vermögenswerte im Wert von mehr als 100 Bill. Dollar. Wenn diese besser verwaltet würden, könnten die staatlichen Einnahmen laut IWF-Schätzung um rund 3 % des Bruttoinlandsprodukts erhöht werden.