IWF-Chefin sendet zweigeteiltes Signal

Lage besser als erwartet - Krise aber nicht vorbei

IWF-Chefin sendet zweigeteiltes Signal

ms Frankfurt – Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Einbruch der Weltwirtschaft infolge der Corona-Pandemie inzwischen als etwas weniger schlimm ein als im Sommer befürchtet, und er wird seine Wachstumsprognose nächste Woche voraussichtlich leicht anheben. Das hat IWF-Chefin Kristalina Georgiewa gestern bei ihrer traditionellen “Curtain Raiser”-Rede zum Ausblick auf die IWF-Jahrestagung kommende Woche gesagt. Zugleich warnte sie aber, dass sich die Erholung schwierig gestalten werde und die Unsicherheit außergewöhnlich hoch sei. Deswegen dürften die Staaten ihre Hilfen nicht zu früh zurückfahren.”Die Weltwirtschaft kommt zurück aus den Tiefen dieser Krise”, sagte Georgiewa in Washington. Die Entwicklungen im zweiten und dritten Quartal seien etwas besser gewesen als erwartet, weswegen eine geringfügige Aufwärtskorrektur der Prognose zu erwarten sei. Im Juli hatte der IWF für 2020 einen Rückgang des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,9 % prognostiziert. Für 2021 sei weiter eine Erholung zu erwarten. Die Krise sei aber noch lange nicht vorbei, warnte Georgiewa. Der jetzt zu erwartende “lange Aufstieg” (“The Long Ascent”) werde “anfällig für Rückschläge” sein.Mit ihrer Rede setzt Georgiewa traditionell den Ton für die Beratungen der Finanzminister und Notenbankchefs bei der IWF-Jahrestagung. Wegen der Corona-Pandemie findet diese wie bereits das Treffen im April rein virtuell statt. Die Jahrestagung kommt jetzt just zu einer Zeit, da die wirtschaftliche Erholung schon wieder an Schwung verliert und die vielerorts erneut steigenden Infektionszahlen die Sorgen vor einem zweiten Lockdown wie im Frühjahr verstärken.Im Kampf gegen die Pandemie und die dadurch ausgelöste Jahrhundertrezession hatten Regierungen und Notenbanken auf der ganzen Welt Tausende Milliarden Dollar für die Wirtschaft und die Finanzmärkte zur Verfügung gestellt. Der IWF untermauert nun frühere Warnungen vor einer zu frühen Kurswende (vgl. BZ vom 10. September).Georgiewa nannte gestern vier Prioritäten: Erstens müsse alles getan werden, die Gesundheit der Mensch zu schützen. Dazu gehöre eine stärkere internationale Kooperation bei der Suche nach einem Impfstoff. Zweitens müsse ein zu frühes Zurückfahren der Hilfen vermieden werden. Drittens brauche es eine flexible und vorwärts gerichtete Fiskalpolitik. Die Regierungen müssten ihren Beitrag leisten bei der Reallokation von Kapital und Arbeit. Viertens schließlich brauche es Hilfen für hoch verschuldete Länder – womöglich Schuldenerleichterungen.Georgiewa bekräftigte auch die IWF-Forderung nach höheren öffentlichen Investitionen. Ein Anstieg um 1 % des globalen BIP könne bis zu 33 Millionen neue Jobs schaffen. “Grüne Projekte” versprächen dabei den größten Erfolg.