Weltwirtschaft

IWF-Chefin warnt vor Spaltung

Die G20-Finanzminister und -Notenbankchefs treffen sich am Freitag und Samstag in Venedig. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat da eine Warnung parat: Die Staaten müssten den ärmeren Ländern mehr helfen.

IWF-Chefin warnt vor Spaltung

ms Frankfurt

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat vor einer gefährlichen Spaltung in der globalen Wirtschaftserholung nach der Coronakrise gewarnt und an die G20-Staaten appelliert, die ärmeren Länder stärker zu unterstützen – vor allem auch bei den Impfungen. „Die Welt steht vor einer sich verschlimmernden zweigleisigen Erholung, angetrieben durch dramatische Unterschiede bei der Verfügbarkeit von Impfstoffen, bei den Infektionsraten und bei der Fähigkeit, politische Unterstützung zu leisten“, so Georgiewa in einem am Mittwoch auf der IWF-Homepage veröffentlichten Blogbeitrag: „Es ist ein kritischer Moment, der dringende Maßnahmen der G20 und der politischen Entscheidungsträger auf der ganzen Welt erfordert.“

Appell an G20-Staaten

Mit ihren Aussagen erhöht Georgiewa den Druck vor dem Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankchefs an diesem Freitag und Samstag in Venedig. Bei den Beratungen wird es auch um die Lage der Weltwirtschaft gehen. Die globale Wirtschaft hat zwar vor allem dank der rasanten Erholung in den USA und China die Corona-Rezession hinter sich gelassen. Die Unterschiede sind weltweit aber groß. Vor allem viele ärmere Länder hinken hinterher, auch weil sie bei den Impfungen weniger rasch vorankommen. Zudem schürt nun die Ausbreitung der Delta-Variante neue Konjunktursorgen, die auch die Finanzmärkte in Atem halten.

Die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft liege im Rahmen der IWF-Erwartungen aus dem April, als 6% Wachstum in Aussicht gestellt worden waren, erklärte Georgiewa jetzt. Nach einer nie dagewesenen Krise gebe es eine beispiellose Erholung in einigen Staaten. Für die USA etwa prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Wachstum von 7% – so viel wie seit 1984 nicht mehr. „Die neuen Daten bestätigen aber auch eine zunehmende Divergenz in der wirtschaftlichen Entwicklung, wobei eine große Anzahl von Ländern weiter zurückfällt“, so die IWF-Chefin. Sorgen bereitet dem Fonds vor allem die Lage in vielen Ländern Afrikas.

Georgiewa untermauerte, dass es jetzt vor allem um die schnelle Versorgung mit Impfstoffen gehe. „Wir schätzen, dass ein schnellerer Zugang zu Impfungen für Hochrisikogruppen allein in den nächsten sechs Monaten potenziell mehr als eine halbe Million Leben retten könnte“, so Georgiewa. Sie erinnerte an den kürzlich von IWF-Mitarbeitern skizzierten 50-Mrd.-Dollar-Plan, der durch eine schnellere Einführung von Impfstoffen und einen beschleunigten Aufschwung zu einem Gewinn für die Weltwirtschaft von 1 Bill. Dollar führen könne. „Dies wäre die beste öffentliche Investition unseres Lebens und ein globaler Game-Changer“, so Georgiewa.

Es müsse das Ziel sein, bis zum Jahresende in jedem Land mindestens 40% der Bevölkerung geimpft zu haben und mindestens 60% bis Mitte 2022, sagte die IWF-Chefin. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer müssten deshalb jetzt handeln. „Die Unterstützung durch die G20 und andere Volkswirtschaften wird den Unterschied ausmachen“, so Georgiewa.