IWF: Europa muss mehr tun, um KI-Proletariat zu verhindern
Europa muss sich besser für KI wappnen
IWF warnt vor Gefahr eines neuen Proletariats – Umsetzung des EU AI Act entscheidend
lz Frankfurt
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält die bisherigen Anstrengungen Europas, die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in produktive Bahnen zu lenken, für unzureichend. Im regionalen Wirtschaftsausblick für Europa verweist er zwar auf den inzwischen verabschiedeten AI Act der EU, der entscheidend sei, um mehr Investitionen in digitale Innovationen zu lenken. Allerdings müssten nun auch die regulativen Rahmenbedingungen schnellstmöglich formuliert und umgesetzt werden.
Nach Ansicht des IWF unterscheidet sich die schnelle Integration von KI von vorhergehenden Automatisierungswellen, weil es nicht mehr nur darum geht, einfache und repetitive Tätigkeiten produktiver zu machen oder zu ersetzen. Vielmehr könnten inzwischen auch viele Jobs für gut ausgebildete Erwerbstätige von der KI übernommen werden. Dem IWF zufolge geht es letztlich um 60% aller Jobs in der EU, die sich veränderten oder wegfielen. In einigen Berufsgruppen würden die Jobs produktiver, was einhergehe mit höheren Einkommen, andere würden wegfallen. Ökonomen sprechen von einem KI-Proletariat.
KI-Druck für Deutschland besonders groß
Entscheidend ist daher nach Ansicht des IWF, dass die Volkswirtschaften entsprechend gewappnet sind, um möglichst schnell KI zu integrieren und damit wettbewerbsfähiger zu werden. Außerdem müssten sie zügig die betroffenen Arbeitnehmer fortbilden und auf die Veränderungen einstellen. Hier zeigt sich, so die IWF-Ökonomen, ein gemischtes Bild: In den entwickelten europäischen Ländern stehe es besser um die KI-Voraussetzungen, dafür seien auch mehr Jobs von den Veränderungen betroffen. Die weniger entwickelten osteuropäischen Länder hätten dagegen großen Nachholbedarf, dafür stünden auch weniger Jobs durch KI unter Druck.
Positiv hebt der IWF dabei die Entwicklung in Dänemark, Estland und den Niederlanden hervor. Deutschland steht zwar ebenfalls relativ gut da, hier würden allerdings auch besonders viele Jobs durch KI infrage gestellt oder müssten neu zugeschnitten werden.