Verbraucherpreise

IWF warnt vor Risiko langer höherer Inflation

Weltweit ist die Inflation seit Jahresbeginn unerwartet stark angestiegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt nun vor dem Risiko einer dauerhaft höheren Inflation – und appelliert an die Notenbanken.

IWF warnt vor Risiko langer höherer Inflation

ms Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor dem Risiko einer dauerhaft höheren Inflation – auch wenn er in seinem Basisszenario vor allem für die Industrieländer weiter von einer Normalisierung der aktuell hohen Teuerungsraten im Jahr 2022 ausgeht. Der IWF mahnt deshalb die Zentralbanken in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Kapitel aus seinem neuen Weltwirtschaftsausblick, wachsam zu bleiben und speziell die Inflationserwartungen im Blick zu behalten. Die Notenbanken müssten klar kommunizieren, dass sie notfalls einschreiten – und dann gegebenenfalls auch handeln.

Weltweit ist die Inflation seit Jahresbeginn unerwartet stark angestiegen. In den USA liegt der entsprechende Verbraucherpreisindex seit Monaten bei 5% und mehr. Im Euroraum sind es aktuell 3,4%, aber es könnte in den nächsten Monaten noch gut auf 4% gehen. Die US-Notenbank wie die Europäische Zentralbank (EZB) halten das weiter für ein vor allem temporäres Phänomen. Die Zweifel daran wachsen aber – nicht zuletzt wegen der anhaltenden Materialengpässe weltweit sowie wegen der rekordhohen Gaspreise und des deutlichen Ölpreisanstiegs.

Vergangene Woche hatte bereits IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath aufhorchen lassen. Bei der Sintra-Konferenz der EZB hatte sie zwar argumentiert, dass die hohe Inflation vor allem auf Sondereffekte zurückgehe und 2022 wieder nachgeben werde. Zugleich warnte sie, dass es im schlimmsten Fall zu einem „perfekten Sturm“ kommen könne, wenn Preisschocks in einigen Wirtschaftssektoren und bei Rohstoffen zusammenfielen und die Verbraucher ihre Inflationserwartungen anpassten. Dann gebe es sogar ein „tail risk“, dass die Inflation Niveaus „wie seit einigen Jahrzehnten nicht“ erreichen könnte – mit zweistelligen Raten (vgl. BZ vom 29. September).

Diese Sicht untermauert der Fonds nun. In dem jetzt veröffentlichten Kapitel, das die Überschrift „Inflationsängste“ hat, prognostiziert er zwar, dass die Teuerung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Ende 2021 mit 3,6% ein Peak erreichen und dann in der ersten Jahreshälfte 2022 auf 2% zurückgehen werde. Für die Schwellenländer liegen diese Werte bei 6,8% und 4%.

Zugleich betont er aber, dass diese Prognosen mit „erheblicher Unsicherheit“ verbunden seien: „Die Inflation könnte länger hoch bleiben.“ Treiber könnten steigende Wohnungskosten und anhaltende Versorgungsengpässe in beiden Ländergruppen sein sowie höhere Lebensmittelpreise und Währungsabwertungen speziell in den Schwellenländern.

Entscheidend sei es nun, die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten. „Die politischen Entscheidungsträger müssen sich auf dem schmalen Grat zwischen geduldiger Unterstützung des Aufschwungs und der Bereitschaft zum schnellen Handeln bewegen“, so der Fonds. Nötig seien „solide geldpolitische Rahmen“. Dazu gehörten klar definierte „Auslöser“ („trigger“), bei denen sie einschreiten, um eine „unwillkommene Inflation“ einzudämmen.