IWH erwartet steigende Insolvenzzahlen
ba Frankfurt
Im August sind in Deutschland wieder erheblich mehr Firmen pleitegegangen – und laut dem IWH-Insolvenztrend ist für den Herbst mit einem weiteren, durchaus kräftigen Anstieg zu rechnen. „Nach langer Zeit mit niedrigen Insolvenzzahlen hat nun eine Trendwende eingesetzt“, konstatierte IWH-Experte Steffen Müller. Verantwortlich dafür sind dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge in erster Linie stark steigende Preise für wichtige Produktionsfaktoren.
Während der Ukraine-Krieg zu steigenden Energiekosten führe, seien Unterbrechungen der internationalen Lieferketten für die Verteuerung vieler importierter Vorleistungsgüter verantwortlich. Auch würde die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgerufene Zinswende die Refinanzierungskosten der Unternehmen erhöhen, während die Mindestlohnerhöhung ab Oktober sowie hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften die Lohnkosten in die Höhe treiben. „Die steigenden Insolvenzzahlen zeigen, dass viele Unternehmen mit dauerhaften Kostensteigerungen rechnen, die ihr Geschäftsmodell unrentabel werden lassen“, erklärte Müller. Von einer drohenden Insolvenzwelle könne aber trotz steigender Zahlen derzeit nicht gesprochen werden.
Das IWH vermeldet für August 718 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften. Mit 26% ist der Anstieg im Vergleich zu August 2021 kräftiger ausgefallen als noch im vergangenen Monat mit einem Plus von 20% vorausgesagt. Dabei waren in den größten 10% der Unternehmen 5300 Arbeitsplätze betroffen, womit die Zahl der betroffenen Beschäftigten auf dem Niveau der letzten zwölf Monate verharrt. Die Wirtschaftsforscher haben zudem ihre Prognosen leicht nach oben gesetzt und gehen nun für September von einem Zuwachs von 25% zum Vorjahr aus. Für Oktober rechnet das IWH gemäß den Frühindikatoren mit deutlich höheren Insolvenzzahlen, die etwa ein Drittel über denen von Oktober 2021 liegen werden.