Japan erhält Priorität für Zollgespräche mit Trump
Japan erhält Priorität für Zollgespräche mit Trump
Yen-Aufwertung und Erdgas-Geschäft als Verhandlungsmasse
mf Tokio
Als erste große Volkswirtschaft hat sich Japan vorrangige Verhandlungen mit US-Präsident Donald Trump über die US-Einfuhrzölle gesichert. Premierminister Shigeru Ishiba ernannte Ryosei Akazawa, Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, zum Chefunterhändler, der sich „sehr bald“ mit US-Finanzminister Scott Bessent und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer in Washington treffen will. Bessent erklärte, dass Japan als „sehr wichtiger wirtschaftlicher Verbündeter Vorrang erhält, da sie sich sehr schnell gemeldet haben“.
Zölle drücken Gewinne
Ishiba hatte die Erhöhung des US-Importzolls von 24% für alle Waren und von 25% für alle Einfuhren von Automobilen und -teilen als „nationale Krise“ für sein Land bezeichnet. Rund ein Fünftel der japanischen Exporte geht in die USA, fast ein Drittel davon sind Autos und Autoteile. Goldman Sachs schätzt, dass die Firmengewinne dadurch 2025 um 10% sinken, auch weil die Währung auf 145 Yen je Dollar aufwerten werde.
Die USA sind Japans einziger Sicherheitspartner, seine Unternehmen waren von 2018 bis 2023 die größten Investoren in den USA. Die Verhandlungsposition von Japan ist also eher schlecht. Das könnte erklären, warum Ishiba bisher keine Gegenzölle ins Spiel brachte. Bei einem 25 Minuten langen Telefonat am Montag wies Ishiba aber Trump darauf hin, dass die höheren Zölle den japanischen Kapitalfluss in die USA gefährden. Dabei vereinbarten die beiden Politiker die Aufnahme von Verhandlungen.
USA wollen stärkeren Yen
Dass der ehemalige Hedgefonds-Manager Bessent die US-Delegation leite, interpretierte der japanische Unterhändler Akazawa als Zeichen für ein „starkes US-Interesse an dem von ihm beaufsichtigten Bereichen“. Daraus zogen Investoren den Schluss, dass die USA außer über Zölle mit Japan auch über den schwachen Yen sprechen wollen. Dann würde die Bank of Japan unter politischen Druck geraten, den Leitzins schneller zu erhöhen, als sie es angesichts der Konjunkturgefahren durch die Zölle tun würde.
Auch ein Energie-Deal gilt als Verhandlungsmasse. Japan sowie Südkorea und Taiwan sollen den Bau einer Pipeline von den arktischen Gasfeldern in Alaska zu eisfreien Häfen weiter südlich mitfinanzieren und auch das Gas abnehmen. Die Pipeline wäre 1.300 Kilometer lang und würde 44 Mrd. Dollar kosten. „Das würde viele US-Arbeitsplätze schaffen und das Handelsdefizit verringern“, sagte Bessent. Bereits bei ihrem ersten Treffen hatten Trump und Ishiba das Projekt diskutiert. Als positives US-Signal wertete die japanische Presse, dass Trump eine neue nationale Sicherheitsüberprüfung der noch von Joe Biden blockierten 15-Mrd.-Dollar-Übernahme von US Steel durch Nippon Steel angeordnet hat.