Japan erreicht Vollbeschäftigung

Arbeitslosenquote sinkt auf Stand von 1995

Japan erreicht Vollbeschäftigung

mf Tokio – Neue Konjunkturdaten für Japan sind unerwartet positiv ausgefallen. Die Arbeitslosenquote sank im Juli um 0,1 Punkte auf 3,0 %. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 1995. Zugleich entspricht das 21-Jahres-Tief der Definition der japanischen Notenbank von Vollbeschäftigung. Nach dem Plus von 470 000 Erwerbstätigen im Juni wuchs ihre Zahl um weitere 200 000. Zugleich sank die Zahl der Arbeitslosen, nach dem Rückgang um 70 000 im Juni, um zusätzliche 40 000. Arbeit gibt es zumindest in einigen Branchen weiter im Überfluss: Für 100 Arbeitssuchende gab es im Juli unverändert 137 Jobangebote. Ebenso blieb das Verhältnis von neuen Jobs zu Arbeitssuchenden auf dem hohen Niveau von 2,01.Der Chefvolkswirt von Barclays Japan, Kyohei Morita, sieht die Ursache für den Arbeitskräftemangel in der Demografie. Derzeit scheiden die Babyboomer der Jahrgänge 1947 bis 1949 aus dem Arbeitsleben aus. Nur ein Teil davon erhält von ihren bisherigen Arbeitgebern die Chance zum Weiterarbeiten. Die Zahl der Unternehmen, die auch Arbeitnehmer über dem Rentenalter beschäftigen, wächst zwar schnell. Der Trend hält aber nicht mit der Pensionswelle mit. Dabei sind die arbeitsfreudigen Rentner ein gutes Geschäft: In der Regel arbeiten sie für die Hälfte oder zwei Drittel weniger als zuvor weiter, bleiben jedoch aufgrund ihrer Erfahrung vor allem im produzierenden Gewerbe ein wichtiges Firmenvermögen. Die Regierung von Shinzo Abe plant verschiedene Steueranreize, um mehr Frauen und Rentner zur Erwerbstätigkeit zu ermutigen. Denn es mehren sich Berichte über illegal beschäftigte Gastarbeiter, die als Studenten und Trainees nach Japan kommen. Der erhoffte Mehrexport von Agrarwaren ist jedoch ohne Ausländerhilfe kaum möglich. Boni regen Konsum anDer Umsatz im Einzelhandel verzeichnete im Juli unterdessen einen Rückgang um 0,2 % zum Vorjahr. Nach dem Einbruch um 1,3 % im Juni war dies jedoch weniger stark als erwartet. Auch die Haushalte verringerten ihre Ausgaben mit einer Rate von 0,5 % nicht so heftig wie vorhergesagt, auch wenn dies der fünfte Rückgang in Folge war.Dazu dürften vor allem die Festangestellten beigetragen haben. Ihre Sommerboni, die im Juni und Juli ausgezahlt werden, stiegen um 3,3 % zum Vorjahr. Im Juni waren die Gehälter dieser Arbeitnehmer daher um 1,5 % zum Vorjahr gewachsen, während den Arbeitskräften ohne festen Vertrag nur ein Lohnplus von 0,4 % zugestanden wurde. Über alle Gruppen hinweg stiegen die Einkommen um 0,1 %. Wegen sinkender Firmengewinne werden die Winterboni voraussichtlich aber weniger üppig ausfallen.