Japans Notenbank beruhigt Finanzmärkte
Japans Notenbank beruhigt Finanzmärkte
Vizegouverneur der Bank of Japan schließt schnellen weiteren Zinsschritt aus
mf Tokio
Eine überraschend zahme Aussage des Vize-Gouverneurs der Bank of Japan (BoJ) hat am Mittwoch die japanische Währung geschwächt und dadurch den japanischen Aktienmarkt gestützt. „Die Bank of Japan muss die geldpolitische Lockerung mit dem aktuellen Leitzins vorerst beibehalten, während die Entwicklungen an den Finanz- und Kapitalmärkten im In- und Ausland extrem volatil sind“, erklärte Shinichi Uchida beim ersten öffentlichen Auftritt eines japanischen Notenbankers seit der Zinserhöhung auf 0,25% am 31. Juli. „Vorerst halte ich es für notwendig, die geldpolitische Lockerung entschlossen fortzusetzen“, fügte er hinzu. Der Yen schwächte sich um mehr als 2% gegenüber dem Dollar ab, während der Nikkei um 1,2% und der marktbreite Topix um 2,3% zulegten.
Uchida bestritt, dass die Bank of Japan der „Situation der japanischen Wirtschaft hinterherhinken“ könnte, wenn sie den Leitzins nicht in einem bestimmten Tempo anhebt. Damit widersprach Uchida Gouverneur Kazuo Ueda, der das mögliche „Hinterherhinken“ als Grund für weitere Zinsschritte genannt hatte. Nach Ansicht der UBS-Ökonomen Masamichi Adachi und Go Kurihara entsprechen die Aussagen von Uchida jedoch dem „gesunden Menschenverstand“, weil die Märkte derzeit nur auf den Devisenmarkt statt auf die Wirtschafts- und Inflationsdaten achten würden. Der nächste Zinsschritt auf 0,5% werde im Oktober kommen, schrieben die UBS-Ökonomen in ihrem Kommentar.
Streit um Timing von Zinsschritt
Laut Uchida lösten die Sorgen über eine US-Rezession die Börsenturbulenzen aus. „Die Zinserhöhung der BoJ trug dazu bei, den schwachen Yen zu korrigieren, und als diese Korrektur fortschritt, ist dies wahrscheinlich ein Grund dafür, dass die japanischen Aktienkurse stärker fielen als in anderen Ländern“, argumentierte Uchida. Damit versuchte der Stellvertreter von Gouverneur Kazuo Ueda offenbar, die Kritik am Zinsschritt der vergangenen Woche trotz schwacher Daten für Privatkonsum, Industrieproduktion und Exportwachstum aufzufangen.
„Die Tatsache, dass die BoJ die Zinssätze angesichts schlechter Wirtschaftsstatistiken anhob, zeigt, dass sie nicht auf die Daten geachtet hat“, kritisierte beispielsweise der ehemalige BoJ-Beamte Nobuyasu Atago. Dagegen meinte der Nomura-Stratege Christopher Willcox in einem Bloomberg-Interview, die Störung der Finanzmärkte durch die Auflösung von Carry Trades beim Yen wäre viel größer gewesen, wenn die Bank of Japan noch länger mit ihrer nächsten Zinserhöhung gewartet hätte.