Gefahr für Japans Autoindustrie

Japans Notenbank durch US-Zölle verunsichert

Angesichts der relativ hohen Inflation muss die Bank of Japan bald einen weiteren Zinsschritt tun. Aber die Risiken der Trumpschen Handelspolitik für Japans Exporte lassen die Notenbank zögern.

Japans Notenbank durch US-Zölle verunsichert

Japans Notenbank durch US-Zölle verunsichert

Keine Zinserhöhung trotz anhaltend hoher Inflationsrate

mf Tokio

Aufgrund der schwankenden US-Zollpolitik hat die Bank of Japan (BoJ) ihren Leitzins von 0,5% unverändert gelassen. „Es bestehen weiter große Unsicherheiten hinsichtlich der japanischen Wirtschaft und der Preise, einschließlich der sich entwickelnden Situation im Handel“, erklärte die Zentralbank ihre abwartende Haltung. Ende Januar hatte sie den Tagesgeldsatz auf das höchste Niveau seit 2008 angehoben. „Es ist schon interessant, wie offensiv die Bank of Japan die Handelspolitik Washingtons inzwischen als relevanten Risikofaktor für die heimische Wirtschaft thematisiert“, meinte NordLB-Analyst Tobias Basse.

Zoll-Auswirkungen abwarten

Gouverneur Kazuo Ueda machte deutlich, dass seine größte Sorge der Weltwirtschaft gilt. „Es herrscht große Unsicherheit, weil wir die Auswirkungen möglicher Trump-Zölle erst im April erfahren werden“, sagte Ueda. Die Aussage bezieht sich auf die angekündigte Erhöhung des Importzolls für alle ausländischen Autos zum 2. April, die Japans Fahrzeugindustrie schwer treffen würde. Die Notenbank werde bis zu ihrem nächsten Beschluss am 1. Mai aber vorhersagen können, wie sich die Zölle auf die Verbraucherstimmung ausgewirkt haben, meinte Ueda. „Wir möchten sicherstellen, dass wir (beim Leitzins) nicht hinterherhinken.“ Damit hielt sich der Notenbankchef nach Ansicht von Tomoaki Shishido, Zinsstratege beim Brokerhaus Nomura, die Option einer baldigen Zinserhöhung offen.

Die Mehrheit der Analysten erwartet den nächsten Zinsschritt auf 0,75% für Juli und verweist darauf, dass die Inflationsrate weiter über dem BoJ-Ziel von 2% liegt. „Vor diesem Hintergrund wäre eine Zinserhöhung durchaus berechtigt", sagte LBBW-Ökonom Matthias Krieger. Das würde auch der Landeswährung etwas mehr Rückendeckung geben. NordLB-Analyst Basse konstatierte jedoch einen „limitierten Spielraum“ für höhere Leitzinsen. „Der mittlerweile beobachtbare spürbare Anstieg der Kapitalmarktzinsen belastet zunehmend die Wirtschaftsaktivität“, sagte Basse. Zudem drohten die Zinszahlungen zu einem fiskalpolitischen Problem für den Staat zu werden.

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