Coronakrise

Japans Wirtschaft erholt sich unerwartet deutlich

Die Wirtschaft in Japan ist zwischen Oktober und Dezember wohl um 3,0% gewachsen. Das ist stärker als von Beobachtern erwartet. Die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft findet schneller als andere aus der Krise.

Japans Wirtschaft erholt sich unerwartet deutlich

mf Tokio

Höhere private Ausgaben und Investitionen haben Japans Wirtschaft nach dem zwischenzeitlich heftigen Pandemieeinbruch zu einem zweiten Wachstumsquartal in Folge verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Oktober und Dezember gemäß der ersten Schätzung um saisonal bereinigte 3,0% zum Vorquartal und damit stärker als erwartet zu. Aufs Jahr hochgerechnet ergibt sich eine Wachstumsrate von 12,7%. Zwischen Juli und September war die Wirtschaftsleistung schon um 5,3% bzw. annualisierte 22,9% gestiegen.

Damit wachsen die Hoffnungen auf einen stärkeren Aufschwung in der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft im weiteren Jahresverlauf. „Das BIP hat noch reichlich Luft nach oben, weil der private Konsum immer noch um 4% unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegt“, sagte Chefstratege John Vail vom Vermögensverwalter Nikko AM.

Bezogen auf das Kalenderjahr 2020 schrumpfte Japans Wirtschaft um 4,8% zum Vorjahr. Dieser erste Rückgang seit elf Jahren bedeutete zugleich den zweitschwersten Einbruch seit Beginn der Zahlenreihe 1955. Dennoch hat die Pandemie Japan weniger schwer getroffen als die Große Finanzkrise: Im Jahr 2009 war das BIP um 5,7% noch mehr abgesackt. Damals dauerte es mehrere Jahre, bis Japans Volkswirtschaft wieder die Vorkrisengröße erreichte. Entgegen früheren Prognosen könnte es diesmal schneller aufwärtsgehen: Im Schlussquartal lag die Wirtschaftsleistung nur noch um 1% unter dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Im laufenden Vierteljahr rechnen Analysten zunächst wieder mit einem leichten Dämpfer. Während des nationalen Notstandes von Anfang Januar bis 7. März haben alle Restaurants und viele Geschäfte ab 20 Uhr geschlossen. Außerdem weiteten die Unternehmen die Arbeitszeit im Homeoffice stark aus. In der Folge dürfte ein verringerter Konsum die Wirtschaftsleistung drücken.

Das abgelaufene Vierteljahr zeigt jedoch schon, wie die Konjunktur sich im Zuge der weltweiten Impfkampagnen erholen könnte. Der private Konsum legte zwischen Oktober und Dezember um 2,2% zum Vorquartal zu. Zum Teil wurden Ausgaben nachgeholt, zum Teil kurbelten staatliche Beihilfen Restaurantbesuche und touristische Ausflüge im Inland an. Die Unternehmen zeigten wieder Zukunftsmut und erhöhten ihre Kapitalausgaben um 4,5%. Die Nettoexporte steuerten 1 Prozentpunkt und die staatlichen Investitionen 0,3 Punkte zur Wachstumsrate bei.