Konjunktur

Japans Wirtschaft gerät ins Schlingern

Japans Wirtschaft bekommt die gegen Russland verhängten Sanktionen der Regierung in Tokio zu spüren. Auch eine neue Coronawelle belastet die Konjunktur.

Japans Wirtschaft gerät ins Schlingern

mf Tokio

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges drohen auch Japans Wirtschaft zu lähmen. Die weltweit sprunghaft gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise treffen den Privatkonsum, der über 60% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmacht. Dazu kommt die Zurückhaltung der Verbraucher durch die bisher stärkste Infektionswelle mit dem Coronavirus im laufenden Vierteljahr. Auch die Erträge privater Unternehmen geraten durch die hohen Importpreise unter Druck, zusätzlich forciert durch neue Lieferengpässe.

Premierminister Fumio Kishida verhängte Ausfuhrkontrollen für Halbleiter nach Russland, sperrte den Swift-Zugang von russischen Banken und fror Guthaben der russischen Zentralbank ein. Die Aufwertung des Yen zum Euro schwäche die Erträge japanischer Exporteure mit hohen Umsätzen in Europa, warnte der Vermögensverwalter Nikko AM. Anders als in der Europäischen Union und den USA will die japanische Notenbank jedoch ihre Geldpolitik nicht straffen und verschafft Bürgern und Firmen weiter Zugang zu billigem Geld.

Dennoch erwarten viele Analysten einen BIP-Rückgang im Startquartal. Dagegen war Japans Wirtschaft im Schlussquartal 2021 gewachsen, aber geringer als zunächst kalkuliert. Bei der zweiten Schätzung für das Quartal von Oktober bis Dezember, einer Atempause zwischen den bisher stärksten Coronawellen, revidierte die Regierung die Wachstumsrate um 0,1 Prozentpunkte auf 1,6% zum Vorquartal. Aufs Jahr hochgerechnet ergab sich eine BIP-Steigerung um 4,6% anstelle der zunächst kalkulierten 5,4%. Die Ursachen waren geringere Zuwächse des Privatkonsums sowie der Kapitalausgaben der Unternehmen.