Japans Wirtschaft wächst nur schwach
mf Japan
Japans Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal aufgrund höherer Privatausgaben wieder gestiegen, aber weniger stark als erwartet. Damit bestätigte sich die Sorge von Regierung und Ökonomen, dass die Erholung der Konjunktur relativ schwach ausfallen könnte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte seine Wachstumsprognose für Japan für 2022 unter Verweis auf die schwächere Weltkonjunktur und die höhere Inflation erst vor Kurzem von 2,4% auf 1,7% gesenkt.
Privatkonsum stabilisiert
Laut der ersten offiziellen Schätzung wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zwischen April und Juni um 0,5% zum Vorquartal auf 542,1 Bill. Yen (4 Bill. Euro). Das entspricht einer Jahresrate von 2,2%. Im Vorquartal hatte das BIP nach revidierter Rechnung stagniert. Die Wirtschaftsleistung hat damit das Niveau von Ende 2019 vor der Pandemie erreicht.Der maßgebliche Faktor für den Aufschwung war die Zunahme des privaten Konsums um 1,1%. Damit übertrafen die Privatausgaben, die über 60% zur Wirtschaftsleistung beisteuern, erstmals wieder das Niveau vor dem Ausbruch der Pandemie.
Hauptgrund für das Konsumwachstum war die Aufhebung der Corona-Beschränkungen Ende März. Seitdem können Restaurants wieder bis spät abends öffnen und Alkohol ausschenken. Zugleich kehrten damit mehr Bürger in die Innenstädte zurück. Außerdem nahmen Privat- und Geschäftsreisen wieder zu. Nach einem Rückgang um 0,3% im Vorquartal erhöhten die Unternehmen ihre Kapitalausgaben um 1,4%. Die Ausfuhren stiegen im Quartalsvergleich um 0,9%, während die Einfuhren um 0,7% ebenfalls zunahmen. Die öffentliche Nachfrage legte um solide 0,6% zu.
„Die Wirtschaft hat es geschafft, zu ihrer Größe von vor der Pandemie zurückzukehren, aber ihr Erholungstempo war langsamer als in anderen Ländern“, sagte der Ökonom Takeshi Minami vom Norinchukin-Forschungsinstitut. „Das Wachstum dürfte sich auch im dritten Quartal fortsetzen, aber es wird wahrscheinlich an Schwung verlieren.“ Für das dritte Quartal erwarten Analysten im Schnitt eine annualisierte Wachstumsrate von 3,2%.
Zwar wird die Automobilproduktion durch eine bessere Versorgung mit Halbleitern wieder zunehmen. Aber die rekordhohe Zahl von über 200000 Corona-Infektionen täglich hat zu einem neuerlichen Rückgang der Mobilität geführt, was die Verbraucherausgaben im laufenden Quartal abermals gebremst haben wird.
Moderate Inflation
Die Inflation in Japan bleibt derweil vergleichsweise moderat, aber könnte den Konsum abkühlen, weil die Preise schneller steigen als die Einkommen. Inflationsbereinigt sind die Löhne und Gehälter in Japan bis Juni drei Monate in Folge gesunken. Premierminister Fumio Kishida ordnete am Montag ein weiteres Maßnahmenpaket zur Eindämmung der Inflation bis Anfang September an. Dabei erhalten die Regionalregierungen mehr Mittel für Preissubventionen, die Preise von importiertem Weizen werden begrenzt.