Johnson setzt bei Corona künftig auf Empfehlungen
hip London
Der britische Premierminister Boris Johnson will im Kampf gegen die Pandemie künftig auf Empfehlungen setzen. Wie er bei einem Fernsehauftritt mitteilte, werden fast alle rechtsverbindlichen Restriktionen zum 19. Juli aufgehoben. Mittlerweile haben zwei Drittel der Erwachsenen beide Impfdosen erhalten. Doch ist die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen Wochen rasant gestiegen. Anfang des Monats hatte Johnson noch bekräftigt, dass am 19. Juli alle noch verbliebenen rechtsverbindlichen Restriktionen aufgehoben werden sollen – die Vorgaben zur sozialen Distanzierung, die Maskenpflicht an bestimmten Orten und das verordnete Arbeiten von zu Hause. Doch nachdem sich in Umfragen herausstellte, dass viele Briten sich lieber noch eine Weile an die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten wollen, war nicht mehr viel vom einst mit großem Getöse angekündigten „Freedom Day“ die Rede.
Stattdessen erläuterte Nadhim Zahawi, der für die Impfkampagne der Regierung verantwortlich zeichnet, am Wochenende den Menschen, was von ihnen künftig „erwartet“ werde. Und die Epidemiologin Susan Hopkins von Public Health England legte nahe, möglichst so weiterzumachen, als befände man sich noch in einem Lockdown.
Gesundheitsminister Sajid Javid hatte bereits vor Johnsons Fernsehauftritt im Unterhaus zur Vorsicht gemahnt. Die ins Homeoffice geschickten Angestellten sollten „schrittweise“ wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Es werde „erwartet und empfohlen“, dass in überfüllten Innenräumen wie etwa im öffentlichen Nahverkehr Masken getragen werden. Im September werde man die Maßnahmen auf den Prüfstand stellen, „um sicherzustellen, dass man für Herbst und Winter gut aufgestellt ist“. Der Labour-Gesundheitspolitiker Jonathan Ashworth warf der Regierung eine „fatalistische Herangehensweise“ vor.