Kartografie der ökonomischen Ungleichheit
Inflation und Wirtschaftswachstum
Kartografie der ökonomischen Ungleichheit
lz/mpi Frankfurt
Der Musterschüler der Eurozone ist die deutsche Volkswirtschaft schon länger nicht mehr – höchstens noch bei der Staatsverschuldung, je nachdem, wen man fragt. Beim Wirtschaftswachstum performt Deutschland Quartal um Quartal schlechter als die meisten anderen Länder Europas. Beziehungsweise bei der Wirtschaftsleistung. Denn als eines von nur wenigen Ländern in Europa gibt es in Deutschland derzeit überhaupt kein Wachstum. Die Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,1% geschrumpft, und Besserung ist in diesem Jahr nach der Einschätzung der führenden Wirtschaftsinstitute nicht in Sicht.
Einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts verzeichnen im zweiten Quartal sonst nur Österreich, Irland, Lettland, Schweden und Ungarn. Am anderen Ende der Skala landen Island, Polen und Norwegen, deren Wirtschaft deutlich zulegt. Zur Genugtuung der britischen Politiker schneidet auch Großbritannien mit einem Plus von 0,6% nicht nur besser als Deutschland ab, sondern auch als die meisten EU-Staaten.
Deutliche Unterschiede bei der Inflation
Deutliche Unterschiede zeigen sich in Europa jedoch nicht nur beim Wirtschaftswachstum, sondern auch bei der Inflation. Während sie in Island und Rumänien über 5% beträgt, liegt sie in den baltischen Staaten Lettland und Litauen unter einem Prozent.
Die Heterogenität des Euroraums bei den wirtschaftlichen Kerndaten erschwert der EZB das Leben, weil deren Geldpolitik nicht auf die Bedürfnisse der einzelnen Euro-Volkswirtschaften eingehen kann. So hätte die Notenbank in Lettland ohne den Euro wahrscheinlich längst den Leitzins gesenkt. Die Inflation ist weit unter 2%, die Wirtschaft schrumpft. Aus lettischer Sicht gibt es keinen Grund für eine restriktive Geldpolitik.