Katar will 20-Jahres-Bindung bei Flüssiggas
Katar will die Länder der Europäischen Union offenbar mit superlangen Laufzeiten an seine Flüssiggas-Lieferungen binden. Informierten Kreisen zufolge fordert das Emirat Abnahmegarantien über zwei Jahrzehnte. Das würde das Ziel der EU erschweren, die Emissionen zu senken und gleichzeitig die Abhängigkeit von russischem Brennstoff zu verringern.
Der Staat am Persischen Golf, einer der größten Exporteure von Flüssiggas (LNG), wird von den EU-Mitgliedstaaten die Unterzeichnung langfristiger Verträge verlangen, berichten mit der Situation vertraute Personen, die nicht namentlich genannt werden wollen. Die EU-Länder wollen ihrerseits kürzere Laufzeiten, da sie in den Gasverbrauch aus Klimaschutzgründen in den nächsten Jahren senken wollen, heißt es.
Ein kürzlich ausgehandeltes Lieferabkommen zwischen Deutschland und den USA mit einer Laufzeit von 20 Jahren habe Katar in seinen Forderungen bestärkt, heißt es. Die Europäer verweisen jedoch auf flexiblere Klauseln in den US-Verträgen, die etwa eine Umleitung von Lieferungen erlauben. Das fehle in denen Katars.
Die staatlich kontrollierte Qatar Energy und Qatargas, das die LNG-Anlagen betreibt, reagierten nicht sofort auf Bitten um Stellungnahme. Auch von der Bundesregierung gab es zunächst keine Reaktion.
Seit dem Einmarsch Moskaus in der Ukraine sucht Europa händeringend nach Alternativen zu Gas aus Russland, dem größten Gaslieferanten des Kontinents. Flüssiggas aus Katar, das in den nächsten Jahren Dutzende von Milliarden Dollar in die Steigerung der Produktion investiert, könnte eine wichtige Rolle bei dieser Lösung spielen.
Der Vertrag, den Deutschland Anfang dieser Woche mit den USA unterzeichnete, hat zwar eine Laufzeit von 20 Jahren, ist aber sehr flexibel und erlaubt es, Lieferungen gegen eine geringere Gebühr umzuleiten oder zu stornieren. Das könnte sich als vorteilhaft erweisen, wenn die Gasnachfrage im Zuge der Energiewende zurückgehen sollte. Im Gegensatz dazu erlaubt Katar den Käufern in der Regel nicht, Sendungen an andere Häfen zu schicken oder Lieferungen zu streichen.
Der katarische Energieminister Saad al-Kaabi sagte am Dienstag, dass es in den Verhandlungen zwischen seinem Land und Deutschland immer noch “eine Menge Grummeln” gebe. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte Katar im März besucht und sich mit dem Emir und al-Kaabi getroffen. Eine konkrete Liefervereinbarung wurde damals aber nicht abgeschlossen.