Studie von Allianz Trade

KI ist das liebste Spielzeug der Wirtschaftskriminellen

In diesem Jahr könnten erstmals Wirtschaftskriminelle mehr Schäden bei Unternehmen anrichten als Mitarbeiter. Deepfakes werden zur immer größeren Gefahr, mahnt eine Studie von Allianz Trade.

KI ist das liebste Spielzeug der Wirtschaftskriminellen

Wirtschaftskriminelle setzen immer mehr auf KI-Angriffe

Allianz Trade erwartet weitere Professionalisierung

ba Frankfurt

Wirtschaftskriminelle richten laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade immer häufiger und zudem immer größere Schäden in Deutschland an. Zudem werden sie nicht zuletzt dank Künstlicher Intelligenz (KI) immer professioneller. Besonders beliebt ist dabei das sogenannte „Social Engineering“, bei denen die Täter Menschen manipulieren. Allerdings, so erklärt Marie-Christine Kragh, Globale Leiterin der Vertrauensschadenversicherung bei Allianz Trade, richten zumindest bis 2023 immer noch die eigenen Mitarbeitenden die meisten Schäden an. „Die Schwachstelle ist der Mensch“, betonte Kragh.

Mitarbeiter könnten geringeres Problem werden

In diesem Jahr allerdings könnten erstmals nicht mehr die sogenannten Innentäter, sondern die Täter von außen höhere Schäden anrichten. 2023 waren Innentäter für 55% aller bei Allianz Trade gemeldeten Schäden in Deutschland verantwortlich sowie für 76% des gemeldeten Schadenvolumens. Von Januar bis August 2024 begingen Innentäter zwar rund 60% der gemeldeten Fälle, doch externe Täter standen unterdessen für 61% der Schadensvolumina. Allerdings könnte sich das Verhältnis im Gesamtjahr noch verschieben − durch Großschäden, aber auch wegen der Tatsache, dass kriminelle Handlungen durch Innentäter überwiegend erst wesentlich später entdeckt und gemeldet würden als Delikte durch externe Täter, erklärte Kragh.

Fake President steht hoch im Kurs

Bei Wirtschaftskriminellen boomt das sogenannte Social Engineering: Beim Zahlungs- und Bestellerbetrug leiten sie Zahlungs- und Warenströme um. Bei der Fake-Präsident-Masche geben sie sich als Chefs aus und weisen Mitarbeitende an, Geldsummen für vermeintliche Geschäftstransaktionen auf betrügerische Konten zu überweisen. Laut Studie stiegen die Fallzahlen bei diesen Delikten 2023 um 17% zum Vorjahr und das Schadenvolumen um 19%. Die Fake-Präsident-Fälle allein nahmen 2023 um 31% zu, wobei sich allerdings das Schadenvolumen halbiert hat. 2024, so erwartet Kragh, dürfte es sich bei gleichbleibender Fallzahl „weit mehr als verdoppeln“, da die Betrüger dank der rasanten Entwicklung der KI-Tools ihre Masche mit einer noch zielgerichteteren Ansprache von Mitarbeitenden und Unternehmen weiter professionalisieren dürften.

Deepfakes werden immer gefährlicher

Zudem dürften „Deepfakes“ künftig eine immer größere Gefahr für Unternehmen werden: „Vor ein paar Jahren war Voice Cloning noch etwas für absolute Spezialisten und die Qualität oft fraglich“, erklärte Tom Alby, zuständig für die digitale Transformation bei Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Heute gebe es das dank KI-Tools quasi auf Knopfdruck „von der Stange“. Das eröffne Betrügern ganz neue Horizonte – „sie brauchen immer weniger Skills für wirklich gut gemachte Angriffe“. „Wenn Emotionen, Druck und außergewöhnliche Bitten zusammenkommen oder etwas vom Standard abweicht, sollten die Alarmglocken schrillen“, mahnte Alby.

Warnzeichen beachten

Unnatürliche Betonung oder Sprachmelodie, nicht authentisch wirkende Bewegungen oder Blinzeln sowie schlechte Audio- oder Videoqualität, unerklärliche Nebengeräusche oder Veränderungen von Licht und Hautton könnten wichtige Hinweise sein, betont Kragh. Wachsamkeit, kritisches Denken und eine gute, offene Unternehmenskultur seien die wichtigsten Faktoren, nicht auf Deepfakes hereinzufallen. „Eine einzige Rückfrage kann das ganze Kartenhaus zusammenstürzen lassen und die Täter entlarven", sagte Kragh. CEOs wiederum sollten eine Losung für gewisse Transaktionen festlegen oder noch besser erst gar keine Überweisungen in Videocalls anweisen.

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