ZEW-Konjunkturerwartungen

Konjunkturzuversicht steigt im März

Der Konjunkturoptimismus steigt im März trotz deutlich zulegender Corona-Infektionszahlen, wie die monatliche ZEW-Umfrage zeigt. Die Inflation wird darin zwar ein Thema, bereitet den Experten aber keine Sorgen.

Konjunkturzuversicht steigt im März

ba Frankfurt

Im März ist Konjunkturoptimismus angesagt, auch wenn die dritte Coronawelle rollt – darin sind sich Finanzmarktexperten mit dem Statistischen Bundesamt (Destatis) und dem Bundeswirtschaftsministerium einig. „Ein erneuter drastischer Einbruch der Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal 2021 aufgrund der aktuell vorliegenden Konjunkturindikatoren nicht zu erwarten“, sagte Albert Braakmann, Leiter der Abteilung „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Preise“ bei Destatis gestern. Namentlich sind dies der Anstieg der Auftragseingänge und des Ifo-Geschäftsklimaindikators im Februar, mit dem die Ökonomen des Wirtschaftsministeriums in ihrem Monatsausblick März ihre Zuversicht für die weitere Entwicklung begründen.

Die monatliche Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass sich die Konjunkturerwartungen im März überraschend deutlich aufgehellt haben: So ist das entsprechende ZEW-Stimmungsbarometer erneut gestiegen – um 5,4 auf 76,6 Punkte. Auch die aktuelle Lage wurde besser als noch im Vormonat bewertet: Der Lageindikator liegt nun bei –61,0 Zählern, das sind 6,2 Punkte mehr als zuvor. Der Blick der 189 befragten Analysten und institutionellen Anleger auf die Eurozone fällt ähnlich aus: Das Barometer der Konjunkturerwartungen stieg um 4,4 auf 74,0 Punkte, die Lagekomponente um 4,8 auf −69,8 Zähler.

„Der Konjunkturoptimismus steigt weiter. Die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten gehen von einer breit angelegten Erholung der deutschen Wirtschaft aus“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Dazu trägt auch das aktuelle Impfgeschehen bei – der Beschluss, die Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca auszusetzen, floss noch nicht in das Ergebnis mit ein. So rechneten die Befragten damit, dass bis Herbst mindestens 70% der deutschen Bevölkerung ein Impfangebot erhalten werden. Die weitere Entwicklung der Wirtschaft, so mahnt das Wirtschaftsministerium, hänge „nun maßgeblich davon ab, wie nachhaltig das Infektionsgeschehen kontrolliert werden kann und wie schnell damit weitere Lockerungen möglich werden. Allerdings steht fest, dass ohne eine anhaltende Eindämmung der Corona-Pandemie auch keine ‚normale‘ wirtschaftliche Aktivität möglich sein wird.“

Inflation wird zum Thema

Auch angesichts der angelaufenen Test-Strategie erwartet Destatis, dass die Verbraucher, sobald Geschäfte, Gastgewerbe und der Kultur- und Freizeitbereich wieder öffnen können, „nach einem Jahr pandemiebedingter Zurückhaltung bereit sein werden, ihr Geld für Konsumgüter und Dienstleistungen auszugeben“. Zumindest in der Anfangsphase könnte dies aber zu steigenden Preisen führen, betonte Braakmann. Auch eine große Mehrheit der vom ZEW Befragten erwartet „eine weiter zunehmende Inflationsrate sowie höhere langfristige Zinsen“, erklärte Wambach. Jeweils mehr als 80% würden mit einem Anstieg der Inflationsrate im Eurogebiet und in Deutschland auf Sicht von sechs Monaten rechnen. Aktuell liegt die Inflationsrate hierzulande wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie. Für dieses Jahr sind Braakmann zufolge zwei Basiseffekte zu erwarten, die erhöhend auf die Inflationsrate wirken: einerseits durch die coronabedingt stark gesunkenen Preise für Mineralölprodukte ab April 2020, andererseits ab Juli 2021 durch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020.

Die Chefökonomen der Sparkassen-Finanzgruppe erwarten für den Jahresverlauf ein Ansteigen der Inflationsrate sogar auf über 3%. In anderen Euro-Ländern würde die Wiederbelebung der Inflation erheblich geringer ausfallen, so dass sich daraus noch kein unmittelbarer Handlungsbedarf für die EZB ergebe, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, sagte. Auf lange Sicht gelte es, die Schuldentragfähigkeit wiederherzustellen: Die Staaten müssten ihre Haushalte so aufstellen, dass sie auch ein steigendes Zinsniveau verkraften – möglicherweise in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre.