Konservativer Kandidat siegt in Uruguay
Von Andreas Fink, Buenos AiresEr musste sich in Geduld üben. Erst fünf Tage nachdem die Wahllokale in Uruguay geschlossen wurden, konnte Luis Lacalle Pou (46) jubeln. Allein die Nachzählung der gut 2,3 Millionen abgegebenen Stimmen der Stichwahl bewog Daniel Martínez, den Kandidaten der bislang regierenden Linkskoalition, am Donnerstag endlich seine Niederlage einzugestehen und seinem konservativen Herausforderer zu gratulieren. Dritter Präsident der FamilieLacalle Pou liegt das Regieren im Blut. Er hat in seiner Jugend bereits fünf Jahre in der Residenz der uruguayischen Präsidenten verbracht. Denn zwischen 1990 und 1995 regierte Südamerikas kleinstes Land sein Vater Luis Alberto Lacalle de Herrera. Auch dessen Großvater war bereits Staatschef. Luis Alberto de Herrera war fünf Jahrzehnte lang Führer des Partido Blanco, jahrzehntelang die zweite Kraft des Landes hinter dem noch konservativeren Partido Colorado.Nun arbeiteten die historischen Gegner zusammen, um die erste linke Ära in der Landesgeschichte zu beenden. 15 Jahre regierte die “breite Font” unter den moderaten Präsidenten Tabaré Vázquez und José Mujica. Weil fünf Parteien sich in der Stichwahl nun hinter Lacalle Pou gestellt hatten, waren die Demoskopen vor dem Urnengang von einem sicheren Sieg ausgegangen, aber am Ende erwiesen sich auch in Uruguay die Umfragen als trügerisch.Vor allem in der Hauptstadt Montevideo und deren Umland, wo sich etwa die Hälfte der Einwohner des Landes konzentriert, gewann der Regierungskandidat Martinez, der sich als Bürgermeister Montevideos hatte profilieren können. Lacalle Pou setzte sich im gesamten Rest des Landes durch, der vor allem von der Agrarwirtschaft geprägt ist und der in Zeiten sinkender Rohstoffpreise um seine Existenz fürchtet.Der Rohstoffboom im ersten 2000er Jahrzehnt hatte geholfen, das Land erheblich zu modernisieren. Um durchschnittlich 4,1 % pro Jahr war Uruguay zwischen 2004 und 2015 gewachsen, 240 000 neue Arbeitsplätze waren entstanden, ein erheblicher Erfolg in einem Land mit gut drei Millionen Einwohnern. Zuletzt stockte das Wachstum freilich, auch bedingt durch die massiven Probleme der Nachbarn Brasilien und Argentinien.Lacalle übernimmt ein Land mit einem Haushaltsdefizit von 5 % und fast 10 % Arbeitslosen. Einziger Lichtblick ist die 3-Mrd.-Dollar-Investition des finnischen Papierriesen UPM in seine zweite Groß-Papierfabrik in Uruguay. Für weitere Wachstumsimpulse wird Lacalle Pou das ökonomische Regelwerk modernisieren müssen. Im Wahlkampf versprach er, keine Steuern zu erhöhen, doch Fachleute gehen davon aus, dass punktuell erhöht werden muss, um anderswo zu entlasten.Lacalle Pou hat sein Kabinett noch nicht präsentiert, und es wird davon ausgegangen, dass einige Ressorts noch konservativeren Parteien zufallen werden – unter den Kandidaten sind auch Vertreter des Opus Dei. Damit dürfte das Land deutlich nach rechts rücken und sich im Mercosur den konservativ geführten Ländern Brasilien und Paraguay anschließen. Brasilien will die Einfuhrzölle in dem Vier-Staaten-Bund senken und hat der frisch gewählten argentinischen Linksregierung den Bruch angedroht, falls diese sich nicht anschließen wolle. Uruguay wurde bislang nicht von der Protestwelle auf dem Kontinent erfasst. Lacalle Pou weiß, dass er vorsichtig wird agieren müssen, denn fast die Hälfte der Bürger hat links gewählt. Eine radikale Wende könnte heftige Proteste auslösen.