Lohnentwicklung

Kräftigstes Reallohnplus seit 2008

Das Jahr 2024 brachte den Beschäftigten das kräftigste Reallohnplus seit 2008. Letztlich sind die Reallöhne aber kaum höher als vor der Corona-Pandemie und dürften künftig wieder langsamer zulegen.

Kräftigstes Reallohnplus seit 2008

Stärkstes Reallohnplus seit 2008

Schwächere Teuerung, Inflationsausgleichsprämie und Lohnerhöhungen sorgen für Sprung

ba Frankfurt

2024 sind die Reallöhne wegen der schwächeren Teuerung, der Inflationsausgleichsprämie und Lohnerhöhungen so kräftig gestiegen wie seit sechzehn Jahren nicht mehr. Vor allem Frauen und Geringverdienende haben mehr Geld im Portemonnaie, wie Zahlen des Statistikamts Destatis zur Lohnentwicklung zeigen.

Auch ein Quartalsrekord

Die Nominallöhne kletterten um 5,4% zum Vorjahr. Da die Verbraucherpreise derweil um 2,2% zulegten, ergibt sich Destatis zufolge ein Reallohnplus von 3,1%. „Das war der stärkste Reallohnanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008“, erklärten die Statistiker. Zudem gab es seitdem „keine vier Quartale in Folge, die einen so starken Reallohnanstieg verzeichneten wie im Jahr 2024“.

„Der kräftige Anstieg ist vor allem eine Reaktion auf die Kaufkraftverluste in den vier Jahren zuvor“, erklärte Dominik Groll vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).  Die Reallöhne seien im Ergebnis aber kaum höher als 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Nachdem sich die Preisanstiege weitgehend beruhigt hätten, dürften sich die Reallohnanstiege wieder stärker an der Arbeitsproduktivität orientieren. „Langfristig sind Produktivitätsfortschritte die mit Abstand wichtigste Quelle für Kaufkraftgewinne“, betonte Groll. Die Arbeitsproduktivität sei aber wegen der wirtschaftlichen Stagnation seit Jahren nicht gestiegen. Für 2025 zeichne sich daher „ein merklich geringerer Kaufkraftzuwachs für die Arbeitnehmer“ ab.

Frauen und Geringverdiener profitieren am meisten

Die kräftigsten Sprünge verzeichneten die Bereiche „Information und Kommunikation“ (6,9%), „Gesundheits- und Sozialwesen“ (6,5%) und „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (6,5%). Die Verdienste der Vollzeitkräfte insgesamt stiegen um 5,5%, wobei Frauen mit 5,8% ein etwas höheres durchschnittliches Nominallohnwachstum verzeichneten als Männer mit 5,3%. Dadurch verringerte sich der Gender Pay Gap von 18% auf 16%. Geringverdienende profitierten besonders stark von der Inflationsausgleichsprämie, da diese meist unabhängig von der Lohnstufe als Festbetrag ausgezahlt wurde.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.