Krieg in der Ukraine dämpft deutsches Wachstum
Reuters Berlin
Der russische Einmarsch in die Ukraine und die westlichen Sanktionen könnten das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland 2022 laut einer Studie um 2 Prozentpunkte verringern. Der von der Bundesregierung noch Ende Januar angenommene Aufschwung mit einer Zunahme des BIP um 3,6% würde damit mehr als halbiert, wie aus einer Modellrechnung der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung hervorgeht. „Die Inflation steigt auf 7%“, sagte Co-Autor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu Reuters. „Vor allem einkommensschwache Haushalte sollten bei den Energiekosten unterstützt werden.“ Sie verfügten über keine Reserven zur Finanzierung höherer Kosten.
Die Zahl der Erwerbstätigen würde um 140000 gedämpft. Betroffen wären der Studie zufolge vor allem die Industrie und die Leiharbeit. Einen weitaus stärkeren Wirtschaftseinbruch erwarten die Forscher für den Fall, dass russische Gas-, Öl- und Kohleimporte gestoppt würden. „Ein Lieferstopp würde kurzfristig die BIP-Verluste verdoppeln und die Inflation auf 10% steigen lassen“, sagte Weber. Auch das Ifo-Institut erwartet weniger Wachstum. Statt der im Dezember prognostizierten 3,7% BIP-Wachstum für 2022 gehen die Ökonomen nun noch „von etwa 3%“ aus, hieß es am Freitag.