SORGEN UM WELTHANDEL

Kritik an neuen Zöllen in den USA

Experten sagen Republikanern negative Wahlfolgen voraus - US-Defizit sinkt

Kritik an neuen Zöllen in den USA

det Washington – Während Kritik an den neuen US-Einfuhrzöllen gegen 200 Mrd. Dollar an Waren aus China andauert, hoffen Gegner der Sanktionen, dass der jüngste Rückgang des US-Leistungsbilanzdefizits womöglich zu einer Entschärfung des Konflikts führt. Auch werfen Experten bereits einen Blick auf die politischen Implikationen. Allgemein wird damit gerechnet, dass aufgrund der Handelskonflikte bei den anstehenden Kongresswahlen vor allem Republikaner Federn lassen werden. In den USA stehen im November Halbzeitwahlen (“Midterm Elections”) an.Matthew Shay, Präsident des Einzelhandelsdachverbands National Retail Federation (NRF), nannte es “bedauerlich, dass es Tausende von Beschwerden darüber gab, dass die Zölle effektiv eine Steuer für amerikanische Familien darstellen, die Regierung diese aber ignoriert hat”. Wie auch andere Experten hofft Shay, dass sich aufgrund der günstigen Entwicklung der Leistungsbilanz demnächst die Wogen wieder etwas glätten könnten.Das US-Handelsministerium meldete nämlich für das zweite Quartal 2018 einen überraschend deutlichen Rückgang des Defizits. Demnach schrumpfte der für April bis Juni errechnete Fehlbetrag von revidierten 121,7 Mrd. Dollar auf 101,5 Mrd. Dollar. Befragte Volkswirte hatten ein Minus von etwa 104,0 Mrd. Dollar vorausgesagt. Der Passivsaldo im Warenhandel gab von 220,8 Mrd. auf 203,2 Mrd. Dollar nach. Umsatzsteigerungen konnten Unternehmen insbesondere bei industriellen Lieferungen, Energieprodukten und Lebensmitteln, vor allem Sojabohnen, erzielen. Positiv schlugen auch Dienstleistungen und Primäreinkommen zu Buche, wo jeweils etwas höhere Überschüsse ermittelt wurden.Positiv bewerten Analysten vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass US-Präsident Donald Trump nach Verhängung der neuen Zölle seine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft mit China signalisiert hat. Anzunehmen sei dennoch, dass die handelspolitischen Eskalationen bei den Anfang November stattfindenden Kongresswahlen Folgen haben werden. Die Amerikaner wählen dann das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu.David Herro, Chief Investment Officer International Equity beim Wertpapierhaus Harris Associates, meinte einerseits, dass Trumps Zölle “darauf abzielen, die Regeln im Welthandel zugunsten der US-Wirtschaft zurechtzubiegen”. Für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer seien aber die Folgen sowohl höherer Importpreise als auch der Vergeltungsmaßnahmen entscheidend. “Unterm Strich gehe ich daher davon aus, dass dies bei den Wahlen Republikanern schaden wird”, sagte Herro.