Nachfrage nach Fleischersatz steigt
Fleischersatz-Nachfrage wächst langsamer
Pflanzliche Alternativen deutlich weniger von Inflation betroffen als konventionelle Produkte
kro Frankfurt
Der Markt für Fleischersatzprodukte ist im vergangenen Jahr in Europa laut einer Studie deutlich langsamer gewachsen als 2021. Der Umsatz mit pflanzlichen Alternativen legte 2022 in 13 untersuchten Ländern - darunter im größten Markt Deutschland, in Österreich, Frankreich und Italien - um insgesamt 3% auf 2 Mrd. Euro zu, wie aus einem Bericht des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ für die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation The Good Food Institute (GFI) hervorgeht. Im Jahr zuvor hatten die Hersteller fleischfreier Burger-Patties, Würstchen und Co. ihre Erlöse in den analysierten Ländern noch um 16% gesteigert.
Der gesamte Umsatz mit pflanzlichen Ersatzprodukten für tierische Lebensmittel wie Milch, Käse, Joghurt oder Fisch wuchs 2022 um 6% auf 5,7 Mrd. Euro. Die letztgenannte Kategorie, also der vergleichsweise junge Markt für pflanzenbasierte Meeresfrüchte, legte dabei besonders kräftig um 60% auf 43 Mill. Euro zu. Die Entwicklung zeige, „dass Europas Appetit für pflanzenbasierte Lebensmittel weiterhin wächst“, wie Carlotte Lucas von GFI Europe die Ergebnisse kommentierte. „Diese nachhaltigen Optionen stellen allerdings noch immer einen kleinen Anteil des Marktes dar“, fügte Lucas hinzu.
Tatsächlich dürfte der europäische Fleischmarkt in diesem Jahr laut Schätzungen über 400 Mrd. Euro schwer werden. Dennoch macht den verarbeitenden Betrieben eine zunehmende Konsumzurückhaltung bei gleichzeitig stark steigenden Preisen zu schaffen. In Deutschland etwa lag der Verbrauch pro Kopf im vergangenen Jahr laut Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) noch bei 52 Kilogramm. So niedrig war der Wert noch nie seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989. Gleichzeitig dürfte der europaweite Verzehr pro Kopf laut Schätzungen der EU-Kommission im Jahr 2021 bei 67 Kilogramm liegen. 2018 waren es noch knapp 70 Kilogramm.
Beobachter nennen die gestiegenen Preise denn auch als Hauptgrund für den gesunkenen Fleischverzehr. So war beispielsweise Rind-, Kalb- und Schweinefleisch laut Zahlen vom Statistischen Bundesamt in Deutschland im Dezember 2022 rund 20% teurer als ein Jahr zuvor. Die Geflügelpreise waren sogar um mehr als 30% gestiegen.
In den 13 vom GFI untersuchten Ländern hätten die Fleischpreise insgesamt im vergangenen Jahr 11% zugelegt, hieß es nun. Von solchen Teuerungen blieben die Käufer pflanzlicher Ersatzprodukte verschont. Hier stiegen die Preise lediglich um 1%. Die gleiche Entwicklung war auch in den Kategorien Milch und Käse zu beobachten - und das sogar noch deutlicher: Während sich konventionell erzeugte Milch um 17% verteuerte, belief sich der Preisanstieg bei pflanzenbasierter Milch, dem derzeit größten Segment im Markt für pflanzliche Ersatzprodukte, ebenfalls nur auf 1%. Gleichzeitig wuchsen die Umsätze hier um 7%. Besonders beliebt waren dabei Hafer-, Soja- und Mandelmilch. Pflanzlicher Käse verbilligte sich sogar um 3%, während die Preise für herkömmlichen Käse um 12% zulegten. Die Erlöse stiegen indes um 13%.
Umsatz mit pflanzenbasierten Ersatzprodukten in Europa, 2022, in Mrd. Euro | ||
Kategorie | Umsatz in Mrd. Euro | Entwicklung in % |
Milch | 2,2 | 7 |
Fleisch | 2,0 | 3 |
Joghurt | 0,47 | 1 |
Aufstriche | 0,25 | 13 |
Fertigprodukte | 0,18 | 20 |
Eiscreme | 0,17 | 8 |
Käse | 0,14 | 13 |
Sahne | 0,14 | 7 |
Dessert | 0,07 | 17 |
Meeresfrüchte | 0,04 | 60 |