Arbeitsmarkt

Kurzarbeit steigt kräftig

Omikron sorgt wieder für mehr Kurzarbeiter in Deutschland – vor allem in Gastronomie und Handel. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will die Hilfsmaßnahme erneut verlängern und kassiert dafür Kritik von Ökonomen.

Kurzarbeit steigt kräftig

ast Frankfurt

Die Kurzarbeit nimmt im Rahmen der Omikron-Welle deutlich zu. Das Ifo-Institut geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit in Deutschland deutlich gestiegen ist. Rund 900000 Menschen waren den Schätzungen der Wirtschaftsforscher zufolge im Januar in Kurzarbeit. Im Dezember waren es demnach noch 780000 gewesen. Die neuesten offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) stammen aus dem November und gehen von 574000 Menschen in Kurzarbeit aus.

Laut Ifo zeichnet sich vor allem in Gastgewerbe und Einzelhandel ein starker Anstieg ab. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte zu Beginn der Woche an, den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit zu verlängern. Derweil nimmt die Debatte unter Ökonomen über die Sinnhaftigkeit der Verlängerung an Fahrt auf. Im Gastgewerbe sind laut Ifo-Schätzung derzeit 240000 Menschen und damit fast ein Viertel der Beschäftigten in der Branche in Kurzarbeit – im Dezember waren es noch 90000 gewesen. Im Einzelhandel stieg die Zahl um 45000 auf 120000 Beschäftigte. In der Industrie sank sie dagegen von 285000 auf 218000 – hier macht sich die Entspannung der Lieferketten bemerkbar.

Die Kurzarbeit in Deutschland war zu Beginn der Corona-Pandemie mit mehr als 6 Millionen Betroffenen im April 2020 in die Höhe geschnellt. Im Januar und Februar 2021 lag die Zahl über 3 Millionen. Danach sank sie zunächst, seit November steigt sie wieder an. Die BA hat in den vergangenen beiden Jahren mehr als 40 Mrd. Euro für konjunkturelles Kurzarbeitergeld ausgegeben. Trotz der erwarteten Entspannung der Coronalage in den kommenden Monaten will Heil das Kurzarbeitergeld bis Ende Juni verlängern.

Ökonomen sehen das kritisch. So merkte etwa Stefan Kooths, Vizepräsident des IfW Kiel, beim Leibniz-Wirtschaftsgipfel in dieser Woche an: „Die Kurzarbeiterregelung war vernünftig, weil sie einen automatischen Stabilisator darstellt.“ Allerdings sei die progressive Ausgestaltung – das heißt mehr Geld, je länger die Kurzarbeit dauert – ein Fehler gewesen. „Die abermalige Verlängerung nun ist jedoch nicht vernünftig, denn es muss uns schon die Sorge umtreiben, dass wir damit den Strukturwandel unnötig aufhalten“, kritisierte der Ökonom. Das wiederum verursache hohe gesamtwirtschaftliche Kosten.