EZB ZURÜCK AUS DER SOMMERPAUSE

Lagarde dämpft Deflationssorgen

EZB-Chefin: Risiko hat abgenommen - "Starke Erholung" der Euro-Wirtschaft

Lagarde dämpft Deflationssorgen

ms Frankfurt – Im Euroraum droht nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) keine gefährliche Deflation. Die neuen Projektionen der EZB beinhalteten keine Deflationsrisiken, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gestern nach der Zinssitzung des EZB-Rats. Für das Jahr 2021 hoben die EZB-Volkswirte ihre Projektion für die Teuerung sogar von 0,8 % auf 1,0 % an, während sie jene für 2022 bei 1,3 % beließen (siehe Grafik).Im August war die Inflationsrate im Euroraum unerwartet unter die Nulllinie abgesackt auf – 0,2 % – zum ersten Mal seit Mai 2016. Einige Beobachter warnten daraufhin vor der Gefahr einer Deflation, also einer Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und sinkendem Wachstum. Verstärkt wurden diese Sorgen noch durch die jüngste Aufwertung des Euro (siehe Text oben). Dadurch sehen viele Experten die EZB unter Druck, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.Lagarde widersprach den Deflationssorgen nun. Seit den Projektionen im Juni habe das Deflationsrisiko sogar abgenommen. Den Rückgang der Inflationsrate im August erklärt der EZB-Rat nicht zuletzt mit der temporären Mehrwertsteuersenkung in Deutschland zum 1. Juli. In den nächsten Monaten könne die Rate unter null verharren. Die schwache Nachfrage, der geringe Lohndruck und die Euro-Aufwertung dämpften kurzfristig den Preisdruck. Mittelfristig aber sollten die wirtschaftliche Erholung und die expansive Fiskal- und Geldpolitik die Inflation wieder steigen lassen.Lagarde spielte auch den deutlichen Rückgang der Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel im August von zuvor 1,2 % auf 0,4 % herunter. Dieser hatte viele Beobachter in dem Ausmaß besonders überrascht und alarmiert. Lagarde sagte nun, dass auch dafür neben der schwächeren Nachfrage wesentlich die Mehrwertsteuersenkung in Deutschland und der spätere Schlussverkauf in wichtigen Euro-Ländern (Frankreich und Italien) verantwortlich seien. Sie hob sogar explizit hervor, dass die Projektionen für die Kernrate angehoben worden seien – von 0,7 % auf 0,9 % für 2021 und von 0,9 % auf 1,1 % für 2022.Was das Wirtschaftswachstum betrifft, revidierten die EZB-Volkswirte ihre Projektion für dieses Jahr von zuvor – 8,7 % auf – 8,0 %. Das wäre aber immer noch ein historischer Rückgang. Für die kommenden Jahre erwarten die Ökonomen wieder deutliches Wachstum – wenn auch etwas weniger als im Juni. Die jüngsten Konjunkturdaten signalisierten eine “starke Erholung”, sagte auch Lagarde. Zugleich warnte sie aber erneut, dass die Unsicherheit aktuell extrem hoch sei und alles vom weiteren Verlauf der Pandemie abhänge. In einem ebenfalls berechneten schlechten Szenario hält die EZB für 2020 einen Wirtschaftseinbruch von 10 % für möglich.