Geldpolitik

Lane avisiert weitere Änderungen an EZB-Guidance

Der EZB-Rat hatte im Juli seine Forward Guidance für die Leitzinsen geändert und damit die Hürde für eine Zinsanhebung noch einmal höher gelegt. Jetzt stellt EZB-Chefvolkswirt Philip Lane weitere Neuerungen in Aussicht.

Lane avisiert weitere Änderungen an EZB-Guidance

ms Frankfurt

Der neue Zinsausblick des EZB-Rats ist laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Umsetzung der neuen geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB). Das schreibt Lane in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag auf der EZB-Internetseite. Damit schürt er Spekulationen, dass es auch beim Ausblick für die billionenschweren Anleihekaufprogramme noch zu wesentlichen Änderungen kommt. Das könnte erneut für kontroverse Diskussionen im EZB-Rat sorgen.

Der EZB-Rat hatte bei der Sitzung im Juli seine Forward Guidance für die Leitzinsen geändert und damit die Hürde für eine Zinsanhebung noch einmal höher gelegt. Mit der Neuformulierung hatte er die kurz zuvor beschlossene neue geldpolitische Strategie in die Praxis umgesetzt, die das Inflationsziel auf 2% heraufgesetzt und eine größere Toleranz für zeitweise höhere Inflationsraten eingeführt hat. Die Notenbanker entschieden aber, die Guidance für die Anleihekaufprogramme unverändert zu lassen, bis genauer über die Zu­kunft dieser Käufe diskutiert worden sei. Einige Notenbanker sorgen sich, dass ihr derzeitiges Versprechen eine ähnlich langfristige Verpflichtung zum Ankauf von Anleihen beinhaltet wie für die niedrigen Zinssätze.

Bei der Sitzung im Juli hatte nicht zuletzt Bundesbankpräsident Jens Weidmann gegen die neue Forward Guidance zu den Leitzinsen votiert, weil ihm „die potenziell zu lange Fortschreibung des Niedrigzinsumfelds zu weitgehend“ sei, wie er im Nachgang erklärte. Auch bei den Anleihekaufprogrammen gehört Weidmann zu jenen, die für ein möglichst rasches Ende plädieren – speziell beim Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP, das derzeit ein Volumen von 1,85 Bill. Euro hat und bis mindestens März 2022 laufen soll. Bei der Sitzung im September steht der EZB-Rat da vor wichtigen Weichenstellungen – was auch Lanes Ausführungen so interessant macht.

„Die neue geldpolitische Strategie sollte als solide Grundlage für künftige Entscheidungen betrachtet werden“, schreibt Lane: „Die Überarbeitung des Leitzinses ist nur der erste Schritt bei der Umsetzung unserer neuen Strategie.“ Die Zinsen sollen nun so lange unverändert bleiben, bis die Inflation deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums des EZB-Rats 2% erreicht hat und sie diesen Wert im weiteren Verlauf des Projektionszeitraums dauerhaft hält. Das gilt auch als Signal, dass die EZB auf den aktuellen Inflationsanstieg nicht reagiert, den sie als temporär ansieht.

Laut Lane sind die neue Strategie und die neue Forward Guidance auch ein Instrument, die Inflationserwartungen nach oben zu bewegen. Eine stärkere Inflationsdynamik sei wiederum ein Schritt für eine Normalisierung der Leitzinsen. Eine Umfrage des ZEW-Instituts hat unlängst aber ergeben, dass Beo­bachter uneins darüber sind, wie sich die neue Strategie auf die Inflation auswirken wird (vgl. BZ vom 14. August).