Laschet appelliert an EZB wegen hoher Inflation
Die hohe Inflation in Deutschland wird jetzt zunehmend auch im Wahlkampf thematisiert. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat sich in einem Interview „alarmiert“ gezeigt, dass die hohe Inflation den Wert von Ersparnissen, Renten, Lebensversicherungen und Bausparverträgen „massiv“ schmälere. „Ich bin sicher, dass die EZB ihrer Kernaufgabe, den Geldwert stabil zu halten, besonders nachkommen wird”, sagte er der “Welt am Sonntag”. Laschet vermied dabei aber eine scharfe Kritik an der EZB-Zinspolitik wie der CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz.
Der hatte die EZB kritisiert, weil sie anders als die USA und Japan ihre Zinspolitik nicht korrigiere. Das habe erhebliche Auswirkungen auf Ersparnisse und Renten. Merz: „Die Nullzinspolitik kann jedenfalls dann nicht fortgesetzt werden, wenn wir in diesem und im nächsten Jahr – und möglicherweise auch darüber hinaus – höhere Inflationsraten sehen.“ Die Union sei auch Anwalt der Rentner und Sparer, deren Vermögen geschützt werden müssten. „Geld- und Finanzpolitik müssen auch in Zukunft getrennt bleiben“, betonte er.
Laschet verweist im Interview in diesem Zusammenhang auf die Schuldenlast der öffentlichen Haushalte. „Wenn die Zinsen wieder steigen, wird die Schuldenlast der öffentlichen Hand ein noch größeres Problem.“ Deshalb müsse man so schnell wie möglich die Schuldenregeln wieder einhalten. „Rot-rot-grün wird unverantwortliche Schuldenhaushalte aufstellen“, wirft er der politischen Konkurrenz vor..
Dagegen zeigte sich der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, wegen der Inflation relativ entspannt. Derzeit gebe es eine Normalisierung von den gefallenen Preisen in der Corona-Krise im vergangenen Jahr, sagte Fratzscher am Samstag im Deutschlandfunk. Wenn man das über zwei Jahre vergleiche, sei das völlig konsistent mit der Preisstabilität. „Wir sehen also eine willkommene Normalisierung der Preise“, sagte der Ökonom. Es sei zudem relativ wahrscheinlich, dass die Preissteigerung im nächsten Jahr wieder eher unter 2% liege und damit unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Inflation werde nur dann zum Problem, wenn sie sich verstetige, also jedes Jahr die Preise so stark steigen würden, erläuterte der DIW-Chef. Dieses Probleme sehe er aber derzeit nicht. Auch von einer Lohn-Preis-Spirale, bei der kräftig steigende Löhne von den Unternehmen über höhere Preise weitergeben werden, sei man meilenweit entfernt. In den vergangenen Jahren sei zudem die Inflation eher zu niedrig gewesen. „Deshalb ist im Augenblick die Inflation eigentlich meine geringste Sorge“, sagte Fratzscher.
Im August waren die Verbraucherpreise in Deutschland mit 3,9% so stark gestiegen wie seit 1993 nicht mehr. In der Euro-Zone kletterte die Inflation binnen Jahresfrist um 3,0% und lag damit so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerung von 2,0% an.