Leitzins in Russland steigt überraschend kräftig
Leitzins in Russland steigt kräftig
Erhöhung um 200 Basispunkte übertrifft Erwartungen von Ökonomen deutlich
mpi Frankfurt
Mit einer kräftigen Leitzinserhöhung von 13 auf 15% stemmt sich die russische Zentralbank gegen höhere Inflationserwartungen. „Der aktuelle Inflationsdruck ist auf ein Niveau gestiegen, das deutlich über den bisherigen Erwartungen der russischen Zentralbank liegt“, teilten die Währungshüter am Freitag in Moskau mit. Ökonomen hatten im Vorfeld zwar mit einer Erhöhung gerechnet, waren aber eher von 75 bis 100 Basispunkten ausgegangen.
Ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr hat die russische Zentralbank entsprechend nach oben korrigiert. Ging sie bislang von 6 bis 7% aus, sind es nun 7 bis 7,5%. Zudem rechnet die Notenbank damit, dass sie ihr Inflationsziel von 4% auch im kommenden Jahr nicht ganz erreicht. Die Teuerung wird der Vorhersage nach bei 4 bis 4,5% liegen.
Weitere Zinserhöhung im Dezember möglich
Notenbankchefin Elwira Nabiullina ließ am Freitag offen, ob die Zentralbank im Dezember eine weitere Zinserhöhung beschließen wird oder nicht. Dies hänge davon ab, ob es deutliche Fortschritte beim Rückgang der Inflation gebe.
Russland droht 2024 Rezession
„Die Zinserhöhung dürfte sich als die letzte in diesem Zyklus erweisen“, meint Bloomberg-Ökonom Alexander Isakov. Die Erhöhung werde dazu beitragen, das Kreditwachstum abzukühlen und die Inflation 2024 dem Teuerungsziel der Notenbank anzunähern. „Jedoch erhöht der Schritt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Jahr 2024 auf über 70%.“
Die russische Zentralbank geht hingegen davon aus, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,5 bis 1,5% wächst. „Die Geldpolitik der russischen Zentralbank wird die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Wirtschaft wieder auf einen ausgewogenen Wachstumspfad zurückkehrt“, heißt es in der Stellungnahme der Notenbank zum Zinsentscheid.
Rubel wieder stärker
Die Zentralbank hat unter der Leitung von Nabiullina maßgeblich dazu beigetragen, die Inflation in Russland trotz des Krieges einzudämmen und die weitgehend isolierte Wirtschaft zu stützen. Nabiullina gilt damit als wichtige Stütze für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Die Zinserhöhung vom Freitag ließ zudem den zwischenzeitlich stark schwächelnden Rubel zum Dollar steigen. Der Rubel hatte von Anfang 2023 bis zum Sommer über 20% an Wert gegenüber der Leitwährung verloren. Um den Verfall zu stoppen, hatte die Zentralbank den Leitzins seit dem Sommer mehrfach deutlich angehoben – unter anderem in einer Sondersitzung.
Zudem ordnete Putin Mitte Oktober an, dass russische Exportfirmen sechs Monate lang einen Teil ihrer Deviseneinnahmen an die Zentralbank verkaufen müssen. Auch dies stabilisierte den Rubel-Kurs zuletzt.