Neue Wirtschaftsdaten

Licht und Schatten in Chinas Konjunktur

Chinas Industrieproduktion ist im Mai weniger kräftiger gewachsen als erwartet. Dafür gibt es etwas Entlastung beim Konsum, der aber nur mühsam aus einer Delle herausfindet.

Licht und Schatten in Chinas Konjunktur

Licht und Schatten in Chinas Konjunktur

Konsum erholt sich nur mäßig – Anhaltender Kummer am Immobilienmarkt – Zinslockerung weiter vertagt

nh Schanghai

Chinas Konjunkturperformance im Monat Mai spricht dafür, dass die Wirtschaft insgesamt etwas an Fahrt gewonnen hat. Ein Tempoverlust bei der Industrieproduktion gibt in Verbindung mit erneut äußerst schwachen Immobilienmarktdaten jedoch wenig Anlass für gesteigerten Optimismus.  

Industrie verliert an Schwung

Am Montag veröffentlichte Wirtschaftsleistungsdaten bringen eine negative Überraschung auf der Produktionsseite. So kommt der Output im verarbeitenden Gewerbe mit einem Anstieg um 5,6% gegenüber Vorjahresmonat auf ein deutlich langsameres Wachstum als im April mit noch 6,7%. Analysten hatten einen Zuwachs um 6% auf dem Zettel.

Kleiner Lichtblick beim Konsum

Immerhin zeigt sich der Konsum etwas schwungvoller als erwartet. So zogen die Einzelhandelsumsätze im Mai mit 3,7% nach zuvor nur 2,3% im April an, was auch die Konsensschätzung der Experten bei 3% um einiges übertraf. Nachdem die Industrieproduktion in den ersten Monaten des Jahres der entscheidende Wachstumstreiber war, wirkt die Verteilung der Wachstumskräfte nun etwas ausgeglichener. Es fehlen aber die Anzeichen für eine nachhaltige Wende an der Konsumfront.

Vorsichtsdenken

Eine Analyse des Verbraucherverhaltens ergibt, dass die zusätzliche Dynamik vor allem niedrigwertige Konsumartikel betrifft. Größere Haushaltsanschaffungen werden im Rahmen allgemeinen Vorsichtsdenkens eher gemieden. Dies betrifft unter anderem auch die Pkw-Nachfrage. Im Mai sind die Autoverkäufe bei einem Rückgang um 4,4 % nun den dritten Monat in Folge gesunken.

Investitionen halten Schritt

Bei den Anlageinvestitionen zeigt sich eine insgesamt stabile Entwicklung, wobei stark angekurbelte öffentliche Engagements die stagnierenden Investitionen im Privatsektor auffangen. In den ersten fünf Monaten ist das Fixed Asset Investment um 4% gegenüber der Vorjahresperiode gewachsen, zum Aprilultimo lag man mit einem Anstieg um 4,2% noch etwas höher. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Infrastrukturinvestitionen bald kräftiger anziehen werden, nachdem Peking einen Schub von Sonderanleihen zur Finanzierung solcher Projekte auf den Weg gebracht hat.

Häuserpreise lassen nach

Trotz der Vorschusslorbeeren rund um eine Pekinger Stützungsoffensive für den Immobiliensektor, lassen Anzeichen für eine positive Wende am Wohnungsmarkt auf sich warten. Vielmehr zeigen die neuen Daten des Statistikbüros einen verstärkten Abwärtstrend bei den Häuserpreisen. Im Mai fielen die Preise für Neuwohnungen im Schnitt der 70 größten Ballungsgebiete um 4,3% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück, bei Sekundärobjekten betrug der Rückstand bereits 7,5%.

Peking hatte im Mai eine konzertierte Stützungsoffensive für den Immobilienmarkt lanciert. Sie kombiniert ein staatliches Erwerbsprogramm für unverkaufte Wohnanlagen mit der Lockerung von Kaufrestriktionen und Finanzierungsbedingungen für Wohnungskäufe in wichtigen Großstädten. Die Experten halten das Kaufprogramm allerdings nicht für umfangreich genug, um den gewaltigen Inventarüberhang bei hoch verschuldeten Immobilienentwicklern entscheidend abzubauen.

Verzicht auf Zinsimpuls

Seitens der Zentralbank hält man sich in Sachen monetärer Impulse noch zurück. Am Montag erfolgte die monatliche Geldzuteilung für Banken über die Medium-term Lending Facility (MLF) zu unveränderten Konditionen. Mit der Beibehaltung des MLF-Zinses bei 2,5% ist im weiteren Wochenverlauf auch keine Veränderung der Loan Prime Rate (LPR) für Unternehmens- und Hypothekenkredite in Sicht. Hier scheint man Rücksicht auf die latente Schwäche des Yuan gegenüber dem Dollar sowie auf stark eingekürzte Zinsmargen der Banken nehmen zu wollen.

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