Lob für Südamerikas Erfolgsprimus

Wachstumsverwöhntes Paraguay soll auch nach der Wahl reformieren

Lob für Südamerikas Erfolgsprimus

af Buenos Aires – Kurz vor der Wahl in Paraguay hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für das Land um 0,5 Punkte auf 4,5 % nach oben revidiert. Das 7-Millionen-Einwohner-Land dürfte damit zum dritten Mal in Folge zum Primus in Südamerika werden. Dass diese Stabilisierung gelang, obwohl die übermächtigen Nachbarn Brasilien und Argentinien schwere Zeiten durchmachten, trug der Regierung in Asunción internationalen Zuspruch ein. Mitte März besuchte IWF-Direktorin Christine Lagarde zwei Tage lang die selten frequentierte Hauptstadt am Río Paraguay, verteilte Lob und auch einige Verbesserungsvorschläge, um das Wachstum in den nächsten Jahren weiter stabilisieren zu können. Das dürfte wahrscheinlich die Aufgabe von Mario Abdo Benítez werden, der am Sonntag laut allen Umfrageinstituten zum Präsidenten gewählt werden dürfte. Er hält in den Umfragen deutlich eine absolute Mehrheit. Sein einziger ernsthafter Kontrahent Efraín Alegre von der liberalen Partei folgt mit etwa 20 Prozentpunkten Abstand. Favorit Abdo gehört dem Partido Colorado an, der wirtschaftsfreundlichen und wertkonservativen Volkspartei, die Paraguays Politik seit Jahrzehnten dominiert.Bis zur Amtsübergabe im August wird freilich noch der Mann regieren, der sich die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre zugute schreiben kann: Horacio Cartes, der als einer der wohlhabendsten Unternehmer des Landes auch weiter eine gewichtige Rolle spielen dürfte. Seine Regierung trieb den Ausbau der Infrastruktur voran, mit dem erklärten Ziel, das immer noch stark agrarisch geprägte Land zu einem Außenposten der brasilianischen Industrie zu machen. Vorteil als ZuliefererÄhnlich wie die mexikanischen Zulieferer der US-Wirtschaft sollen paraguayische Unternehmen die Standortvorteile ihres Landes nutzen. Und diese liegen im Lohnniveau, in der Steuerlast und den Energiekosten. Paraguay verfügt aus den Mega-Staudämmen Itaipú und Yacyretá über extrem günstigen Strom, den das Land bislang an die beiden großen Nachbarn exportiert. Zudem hat das heißeste Land des Kontinents enormes Potenzial für Sonnenenergie, das bislang kaum genutzt wird. Die Standortkosten liegen heute auf dem Niveau fernöstlicher Länder, aber Produkte “Made in Paraguay” könnten binnen 24 Stunden nach Brasilien geliefert werden, während ein Transport aus China 60 Tage dauert. Diese Argumente überzeugten bereits mehrere brasilianische Unternehmen. Der Einzelhandelsriese Riachuelo und der Spielwarenhersteller Estrela haben 2017 Fabriken südlich der Grenze gebaut, insgesamt sind bereits über 80 brasilianische Unternehmen vor Ort. Nun, im Rahmen der erwarteten Konjunkturerholung bei Südamerikas Riesen, könnte das Interesse deutlich steigen, glaubt der IWF, und erhöhte aus diesem Grund seine Wachstumsprognose. Bei ihrem Besuch empfahl Lagarde der nächsten Regierung gleichwohl Strukturänderungen, um das Wachstum abzusichern. Den Boom der vergangenen Jahre hatten vor allem die Sojabauern und die Bauwirtschaft erzeugt. Aber diese profitierte vom staatlichen Infrastrukturprogramm, welches wiederum vor allem mit Krediten finanziert wurde. Auch wenn die Gesamtverschuldung mit 25 % des Bruttoinlandsproduktes nicht als bedrohlich einzustufen ist, solle die neue Regierung künftig Public-Private Partnerships ebenso in Anspruch nehmen wie Steuergelder.