Statistisches Bundesamt

Löhne sinken erstmals seit 2007

Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals seit 14 Jahren weniger verdient. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen sanken die Bruttomonatsverdienste samt Sonderzahlungen durchschnittlich um 0,7%.

Löhne sinken erstmals seit 2007

ast Frankfurt

Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals seit 14 Jahren weniger verdient. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen sanken die Bruttomonatsverdienste samt Sonderzahlungen durchschnittlich um 0,7%. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch. „Erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 gehen die Nominallöhne im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr zurück“, schreiben die Statistiker.

Im ersten Lockdown im Frühjahr und im Teil-Lockdown seit November meldeten Unternehmen verstärkt Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter an. Zeitweise befanden sich fast 7 Millionen Erwerbstätige in Kurzarbeit. Diese wirkt zwar stabilisierend auf den Arbeitsmarkt, reduziert aber die bezahlte Wochenarbeitszeit und damit die Bruttolöhne. Da die Inflation im vergangenen Jahr bei knapp 0,5% lag, sanken die Reallöhne um rund 1,1%. Interessant ist der Vergleich mit der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zwölf Jahren. Selbst in dieser Zeit stiegen die Löhne – wenn auch nur leicht. Eine Erklärung dafür findet sich in der Kurzarbeit: Zwar hat die Fortzahlung des Kurzarbeitergeldes nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) etwa eine Million Arbeitsplätze während der Krise erhalten. Doch weil dadurch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden zurückging, sank auch das Einkommen der Betroffenen. Zumal nur etwa jeder zweite Kurzarbeiter mehr als 60 bzw. 67% seines Lohns beziehen konnte, indem sein Arbeitgeber das Kurzarbeitergeld aufstockte. Nach der Finanzkrise 2008/2009 zählte die Bundesagentur für Arbeit deutlich weniger Kurzarbeiter als aktuell.

Die bezahlte Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten reduzierte sich innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 2,9%. Den stärksten Rückgang verzeichneten die Branchen, die besonders von Schließungen betroffen waren. So vermerken die Statistiker für das Gastgewerbe einen Rückgang von 19,4% und für den Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung ein Minus von 9%. Am wenigsten beeinträchtigt waren demnach Energieversorger und Finanz- und Versicherungsdienstleister.

Auch Fachkräfte verlieren

Je nach Ausbildungsniveau müssen Arbeitnehmer unterschiedlich deutliche Einkommenseinbußen hinnehmen. Am härtesten trifft es angelernte Erwerbstätige mit –2,5%. Etwas besser sieht es für ungelernte Arbeitnehmer aus. Sie verdienten durchschnittlich 1,6% weniger. Fachkräfte mussten Lohneinbußen in Höhe von –1,2% hinnehmen. Führungskräfte hingegen verdienten real sogar 0,2% mehr. Für das laufende Jahr rechnen Ökonomen aufgrund der zu erwartenden wirtschaftlichen Erholung wieder mit steigenden Löhnen.

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