Ifo-Umfrage

Mehr als jeder zweiten Firma im Wohnungsbau fehlen Aufträge

Im deutschen Wohnungsbau zeigt sich novemberliche Tristesse: Das Geschäftsklima sinkt, der Auftragsmangel steigt.

Mehr als jeder zweiten Firma im Wohnungsbau fehlen Aufträge

Jeder zweiten Firma
im Wohnungsbau fehlen Aufträge

ba Frankfurt

Im November hat sich das Geschäftsklima im Wohnungsbau nach einer leichten Aufhellung im Vormonat wieder eingetrübt und der Auftragsmangel verschärft. Eine Trendwende wird frühestens für kommendes Jahr erwartet. Dann dürfte auch Rückenwind von der Zinssenkungen der EZB einsetzen. Bereits für kommende Woche wird der vierte Lockerungsschritt in diesem Jahr auf dann 3,0% erwartet.

Im November berichteten 54,0% der monatlich vom Ifo befragten Unternehmen über mangelnde Aufträge. Im Oktober waren es 49,9%. Weil aktuelle Lage und Erwartungen schwächer beurteilt wurden, gab der Geschäftsklimaindex nach. Der Anteil stornierter Aufträge sank von 11,8% auf 10,5% und damit den niedrigsten Wert seit April 2022, als die Stornierungen merklich anstiegen. „Die Krise im Wohnungsbau ist inzwischen chronisch geworden“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Ohne neue Impulse droht eine dauerhafte Lücke bei dringend benötigtem Wohnraum.“

Laut Zentralem Immobilien Ausschuss (ZIA) beträgt die Neubaulücke etwa 600.000 Wohnungen. Ohne Extra-Anstrengungen dürften es 2027 bis zu 830.000 werden. Wegen überlanger Planungs- und Genehmigungszeiten sowie gestiegener Bau- und Finanzierungskosten sei „bezahlbarer Wohnungsbau kaum umzusetzen“, mahnte ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. Die Kostenmiete – der Betrag, den es braucht, um Bau- und Grundstückskosten zu refinanzieren – liege bei 21 Euro pro Quadratmeter. „Das ist für viele Menschen einfach nicht bezahlbar.“

Gemessen am Einkaufsmanagerindex verharrt der hiesige Bausektor „tief im roten Bereich“. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 2,2 auf 38,0 Punkte, wie S&P Global mitteilte. Dies ist nicht nur der tiefste Stand seit April – mit einem Wert kleiner 50 Punkten signalisiert das Stimmungsbarometer eine schrumpfende Aktivität. Zwei der drei Bereiche zeigten dabei deutliche Rückgänge: Der Wohnungs- und der Gewerbebau. Im Tiefbau ging die Aktivität etwas weniger stark zurück, lag aber immer noch leicht unter dem Durchschnitt des aktuellen Jahres.

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