Vor allem in der Baubranche

Mehr Insolvenzen erwartet

In den kommenden Monaten ist mit mehr Insolvenzen und Restrukturierungsfällen zu rechnen. Vor allem der Baubranche gelten die Sorgen des IW Halle und der Gesellschaft für Restrukturierung TMA.

Mehr Insolvenzen erwartet

Mehr Insolvenzen und Restrukturierungsfälle erwartet

IWH-Barometer signalisiert deutlichen Anstieg im vierten Quartal – TMA sieht Ursache auch in Personalknappheit

ba Frankfurt

In den kommenden Monaten ist sowohl mit einer steigenden Zahl an Insolvenzen als auch mit mehr Restrukturierungsfällen zu rechnen. Insbesondere das Baugewerbe wird als krisenanfällig gesehen, wie die monatliche Insolvenzbetrachtung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und die jährliche Mitgliederbefragung des Berufsverbands der Restrukturierungsexperten TMA zeigt.

Die 1.016 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland im September liegen 33% über dem Niveau des Vorjahres und 12% über dem September-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. Die IWH-Frühindikatoren, die auf vorläufigen Gerichtsentscheidungen basieren, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Insolvenzanmeldung stehen, zeigen aktuell den höchsten Wert seit Beginn der Berechnung im Januar 2020 an.

Baubranche im Fokus

„Im Sommer lag die Zahl der Insolvenzen zwar über dem Durchschnitt vor der Corona-Pandemie, aber sie war stabil. Das wird sich nun wohl ändern“, erklärt IWH-Experte Steffen Müller. Wie schon im August würden die IWH-Frühindikatoren einen deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen im vierten Quartal andeuten – „vor allem im Baugewerbe sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen“. Im September entfielen allerdings die meisten der von Insolvenzen betroffenen Jobs auf die Industrie sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Betroffen waren laut IWH unter anderem mehrere Krankenhäuser. In den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im September gemeldet wurde, waren etwa 11.500 Jobs betroffen. Das sind 130% mehr als im September-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. Steigende Insolvenzzahlen, aber keine Welle erwarten auch die Auskunftei Creditreform und der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands VID.

Laut der Jahresumfrage des TMA steht zu erwarten, dass sich der Trend steigender Restrukturierungsfälle aus dem vergangenen Jahr auch in den kommenden Monaten fortsetzt. Als wesentliche Ursachen gelten neben Personalknappheit vor allem gestiegene Kosten für Finanzierungen und Energie. Die größten Herausforderungen für die Unternehmen sehen die TMA-Mitglieder in der makroökonomischen Lage in einem insgesamt angespannten Marktumfeld sowie in den Themengebieten Digitalisierung und E-Mobilität. Die Themen ESG und Nachhaltigkeit wiederum benennt nur ein Zehntel der Befragten als besonders relevanten disruptiven Trend.

In der TMA-Umfrage werden wie schon in den vergangenen Jahren das Baugewerbe, der Handel und die Automobilindustrie als besonders krisenanfällig gesehen. Als weitgehend stabil gelten Branchen wie Telekommunikation und Technologie. Allerdings hätten bislang knapp zwei Drittel der identifizierten Krisenunternehmen noch keine Maßnahmen umgesetzt oder zumindest definiert, heißt es beim TMA weiter. Entscheidender Hebel zur Überwindung der Krise sei vor allem die Umsetzung operativer Maßnahmen, gefolgt von einer ganzheitlichen Transformation.

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