Fachkräftemangel

Mehr Migration für höheres Produktionspotenzial nötig

Deutschland braucht mehr Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und das Produktionspotenzial zu befördern. 2024 allerdings war die Nettozuwanderung mehr als ein Drittel niedriger als im Vorjahr.

Mehr Migration für höheres Produktionspotenzial nötig

Mehr Migration nötig für höheres Produktionspotenzial

ba Frankfurt

Ohne eine kräftige Zuwanderung wird das Produktionspotenzial laut einer DIW-Studie erheblich gebremst. Geht die Babyboomer-Generation in Rente, werde sich der Arbeits- und Fachkräftemangel verschärfen und die Wachstumsrate des Produktionspotenzials zwischen 2025 und 2029 auf 0,4% sinken. Um die Potenzialrate bis 2029 wieder auf ihren langfristigen Mittelwert der Jahre 2004 bis 2023 von 1,2% zu heben, sei eine Zuwanderung von 1,5 Millionen Erwerbspersonen notwendig, schreibt das DIW. „Um die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten attraktiver zu machen, ist das reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz zwar ein Schritt in die richtige Richtung.“ Zudem müssten aber politische Maßnahmen wie der Abbau von bürokratischen Hürden bei der Visaerteilung und der Anerkennung von Qualifikationen vorangetrieben sowie Sprachkenntnisse und Weiterqualifizierungen gefördert werden.  Außerdem gelte es, das Potenzial bei Frauen sowie Personen am Ende des Berufslebens zu heben.

Laut des Personaldienstleisters Manpowergroup hat der Fachkräfte­mangel ein neues Rekord­niveau erreicht: 86% der Unter­nehmen meldeten aktuell Probleme bei der Besetzung offener Stellen, 2014 waren es 40% − und international sind es derzeit 74%.

Vor allem IT-Fähigkeiten gefragt

Besonders betroffen sind laut der Manpower-Umfrage unter 40.413 Arbeit­gebern aus 42 Ländern − darunter 1.050 aus Deutschland − Unter­nehmen der Energie-Branche (92%) sowie dem Gesundheitswesen und der IT-Branche (je 89%). Den geringsten Fachkräfte­mangel gab es im Bereich Konsum­güter & Dienst­leistungen mit 82%. Hierzulande sind Unternehmen aller Größenordnungen gleichermaßen vom Fachkräftemangel betroffen.

Deutsche Arbeit­geber würden bereits eine Vielzahl von Maß­nahmen ergreifen, insbesondere die Arbeits­zeiten flexibilisieren und hybride Arbeits­modelle anbieten (27%) oder in Weiter­bildung und Umschulung investieren (23%). 16% setzen auf mehr Flexibilität bei Arbeits­zeiten und -orten. 11% allerdings gaben an, keinerlei Maßnahmen gegen den Fachkräfte­mangel zu ergreifen. Der Umfrage zufolge suchen Unternehmen vor allem Fachkräfte mit Kompetenzen in IT & Daten­verarbeitung (30%), HR (24%) sowie im Bereich Front-Office und Kunden­service (21%).

Deutlich geringere Nettozuwanderung

Wie dringend Deutschland auf mehr Zuwanderung angewiesen ist, zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamt (Destatis) zur Bevölkerungsentwicklung. So lebten zum Jahresende 2024 fast 83,6 Millionen Menschen in Deutschland. Dass die Bevölkerung damit um knapp 100.000 Menschen gegenüber dem Jahresende 2023 gewachsen ist, liegt den Statistikern zufolge allein an der Nettozuwanderung. Die allerdings ist um mehr als ein Drittel geringer ausgefallen als noch 2023. Damals wuchs die Bevölkerung wegen der Nettozuwanderung um knapp 340.000 Personen. Vor allem aus Syrien, Afghanistan, der Türkei sowie aus Staaten der Europäischen Union kamen weniger Menschen nach Deutschland.

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